Heavy Psych Fest – So. 13.10.2024 – Berlin, Huxleys

2024 Live

Fu Manchu, Black Rainbows, Mr. BisonBerlin, Huxleys (800 Zuschauer)
An einem äußert windigen frühen Sonntagabend, wenn einem so zum ersten Mal klar wird, dass der lange dunkle Winter vor der Tür steht, geht man meist nicht so gerne aus dem Haus. Aber für ein Psych-Fest, auch wenn es ein “Heavy”-Psych-Fest ist, kann man das mal machen.
Fu Manchu hab ich vor 30 Jahren oder so gesehen. Fand ich sogar sehr gut, aber trotzdem hab ich niemals ne Platte gekauft und hatte auch nur so mittelmäßig Bock ne alternde Grunge-Band zu sehen. Damit ihr nicht denkt, es geht so weiter, nehm ich gleich mal vorneweg, dass sie eine der besten Bands waren, die ich 2024 gesehen habe.
Wir kamen nicht gleich zu Beginn und sahen nur die letzten drei von 5 oder 6 Bands. Mr. Bison aus Italien machten sich gerade fertig. Es reichte noch, schnell zwei Biere gegen den Herbstfrust und zum leichteren Quereinstieg in eine laufende Veranstaltung zu trinken und zudem gab es kein Problem mit dem Bewegen innerhalb der Menge, denn obwohl gut Leute da waren, konnte man trotzdem überall hingehen, weggehen und zurückkommen. TOP!
Heavy-Psych ist ein anderer Ausdruck für Stoner-Rock, sag ich jetzt mal so frei dahin. Die Bands sind sehr heavy, mit den Wurzeln in den 70ern, aber alternativ, ohne den Schnack-Überbau des Heavy Metal. Sagen wir mal, hätte es Black Sabbath nicht gegeben, gäbe es keine dieser Bands, einen Stoner Rock, kein Heavy Psych Fest. Doch die Attitude, die jetzt auch mich daran reizt, ist erst nach dem Punk-Break entstanden.
Mr. Bison passten da sehr gut, auch wenn sie durchaus ihren eigenen Weg gehen. Die Basis ist das Übliche, dazu sind sie nicht gerade unkompliziert. Ein Fakt, das insbesondere den Drummer ab und an einen Haken zuviel einbauen liess, als er tatsächlich bewältigen konnte. Aber der Gesang war sehr gut, der eine Gitarrist wechselte auch mal an ne Geister-Orgel und der andere bringt mit sehr ungewöhnlichen Riffs und Sounds das ganz Besondere in den Bison-Sound. Ja, kann man so machen.
Optisch stach der weniger wichtige Gitarrist heraus, der ganz gut aussah, aber irgendwie ein bisschen zu dick auftrug, was seine Moves betrifft. Das war einfach einen Tick drüber, insbesondere wenn man das Ganze überblickte, denn der Hauptgitarrist an der anderen Seite hatte soviel mit seinem komplizierten Spiel zu tun, dass er es sich nicht leisten konnte, auszuflppen und der Basser dazwischen, war eher so der Coole. So wie man sich die anderen auch gewünscht hätte, hahaha. Naja. Viel Gemecker, eigentlich waren sie gut und sympathisch.
Black Rainbows, auch aus Italien, und da waren wir schon klassischer beim 70s Rock. Deutlich geradliniger fetzten sie los und sahen aus, als würden sie auch deutlich schlechter riechen als Mr. Bison. Zuerst wirkten sie auf mich in sich stimmiger, klarer und frischer als Mr. Bison, aber über die Distanz bauten sie ab, waren eintöniger und klangen auch schlechter. Witzig finde ich aber vor allem, dass sie ihre Website seit 4 Jahren nicht aktualisiert haben. Das In-der-Zeit-stehengeblieben wird offensichtlich auf mehreren Ebenen zelebriert, haha.
Fu Manchu liessen einen dann vergessen, dass vorher noch andere Bands gespielt haben. Ein weltenweiter Unterschied. Plötzlich wurde man durch den unfassbar formidablen Sound geradezu einen Meter zurück geblasen. Die haben einfach eine derart geniale Klangabstimmung! Das wirkt so einfach, so selbstverständlich, doch wenn man vergleicht, was vorher war, wird deutlich, wie gut Fu Manchu sind.
Der Schlacks hat jetzt zwar graue Haare, seine schluffige und anti-etablierte Haltung, die er ja auch körperlich ausdrückt, aber zu 120% bewahrt. Seine Ansagen sind das Gegenteil von Anbiederung und der deutliche Beweis, wie unnötig und lächerlich ambitionsgetriebenes Verhalten aller Art von Nachkömmlingen ist. Mach dein Ding gut und es wird schon honoriert werden. Ein bisschen Glück gehört auch dazu, aber Anbiederung hilft null.
So spielten sich Fu Manchu durch alte und neue Songs und hörten erst auf, um das mit den Worten meines geschätzten Freundes Tobi zu sagen, “als die Rückwand ein Loch hatte”. Boah! Grunge war doch zu was nutze, auch wenn man das nach vielen Jahren auch mal wieder vergisst. Also zumindet ich … hab’s vergessen.

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