Sacred Buzz, Cactus for Breakfast – Berlin, Wild At Heart (ca. 50 Zuschauer)
Also zuerst dachte ich, ganz ehrlich, dass ich im falschen Konzert bin, also … am falschen Tag … oder mich sonst irgendwie vertan habe. Die Band, die im Hintergrund schon spielte, klang so gar nicht, wie ich das erwartet hatte. Als ich auf das erste Bier wartete, musste ich mich also erstmal über die Tafel mit dem Programm, die hinter der Theke hängt, vergewissern.
Das Publikum war auch so’n bisschen anders als gewöhnt. Wenn das jetzt nicht quasi meine Heimat hier wäre, hätte ich mich fast etwas fehl am Platz gefühlt. Naja … merket vor: This is a Punk Magazine!!!
Cactus for Breakfast sind eine, für meine Begriffe, extrem zahm klingende und aussehende Band und die Ankündigung, dass das etwas mit Surf-Musik zu tun haben soll, kam mir fast schon verwegen vor. So, als wollte sich jemand einen verruchteren Ruf zulegen, als es der Wahrheit entspricht, und das, obwohl Surf-Musik ja an sich sowas von un-verrucht ist. Also, mal ganz kurz einen Schritt zurück: Surfen, das ist doch das was die Beach Boys im Sommer am Meeresstrand machen, richtig? Sommer, Sport, Fun in the Sun … das ist ja per se was für die Spaßfraktion. Und wer bin ich, dass ich jemals in einer Unterhose in der Öffentlichkeit rumlaufen würde, um damit nur eins der vielen Beispiele zu erwähnen, die mich von Worten wie Sommer, Strand und auch Surf trennen. Naja … merket vor: This is not a Fun Magazine!!
Cactus for Breakfast ist was für Leute, deren kriminellste Handlung darin besteht, sich sonntags mit den Freunden zum Tatort-Schauen im Wohnzimmer zu treffen.
Aaaaaber: auch wenn das so klingt, möchte ich sie trotzdem nicht abwerten, sondern nur einordnen. Ist ja mein Problem, wenn ich mehr Gefahr erwartet habe. Cactus for Breakfast sind nämlich tatsächlich eine super solide Band, die ihren Kram sauber im Griff haben und wenn man sich mal dran gewöhnt hat und nen Moment dabei bleibt, stellt man fest, dass sie die eine oder andere Komposition mit ganz guten Hooks bestückt haben und gegen Ende wussten sie sogar nen recht coolen Spannungsbogen hinzulegen. Da waren dann sogar ganz leichte Ansätze von Surf und Psychedelic durchzuhören. Betonung auf „leicht“, aber trotzdem gut gespielt, ordentliche Rhythmik, guter Gesang, sogar mehrstimmig. Konnte man sich anhören und würden auf nem anderen Tableau sicher viel besser bewertet.
Als ich in die Aufnahmen von Sacred Buzz reingehört habe, dachte ich sofort, dass ich da hin muss, um zu sehen, was der Nachwuchs so macht, auf den man immer so verzweifelt hofft. Aber obwohl sich Sacred Buzz schon einen deutlichen Schritt tiefer im Untergrund befinden, sind sie trotzdem ziemlich brav unterwegs. Die Musik wirkt etwas unter- … wie soll ich sagen? … unteragitiert. Es passiert nicht sehr viel, was Emotion, Dynamik, Druck und Griffigkeit in den Kompositionen betrifft. Die eigentlich gute Grundanlage hat recht wenig Spannung in jeder Hinsicht.
Sie spielen eigentlich fast ohne Breaks, ohne Verlagerungen und lassen wenig Raum für Ergreifendes zu. Ja, es gibt Strophe und Refrain etc. aber es geht davon abgesehen, toujours durch.
Auch im Tempo werden sie eigentlich immer eher ein wenig langsamer als flotter. Wer also eher auf ruhigen Indie-Rock mit starker psychedelischer Note und leichtem 60s-Versatz steht, ist bei Sacred Buzz gut aufgehoben. Wie die Cactus-Gang eher etwas für die schreckhafteren Gemüter.
Ich denke zudem, dass Sacred Buzz mehr so am modernen Underground orientiert sind, denn an den Klassikern aus der Vorzeit. Ich sehe da eher … keine Ahnung, die Black Angels anstatt Velvet Underground.
Also, irgendwie ok, aber nicht ganz meine Schiene. Als jugendliche Band, die ihren eigenen Weg, abseits des Mainstreams sucht, gilt ihnen aber auf alle Fälle mal der volle Respekt.

