Straight Arrows – Berlin, 8mm Bar (ca. 80 Zuschauer, also gaaanz schön voll)
So oft verirre ich mich nicht in die 8mm Bar. Is mir da etwas zu cool und zu modern. Da sind so die jungen hedonistischen Leutchen, die das Stadtleben so geil finden und ne volle Geldbörse haben, so dass sie gleich unten im Weinmeister-Viertel die schicken französischen Baskenmützchen kaufen können.
Aber rauchen darf man hier, das macht das definitiv alles schon mal wieder wett. Sind ja auch nicht alle Leute, wie die beschriebenen, daher sollte man sein Meckervolumen eigentlich gleich mal runterdrehen, gefälligst. Meine Gesellschaft kann sicher auch nicht jeder ertragen, chrchr. Aber was wäre das Leben ohne die Vielfalt, ohne die Andersartigkeit? Grauenvoll. Es gäbe nichts mehr zu meckern.
Den Zeitplan haben sie jedenfalls ganz gut eingehalten. Ich musste nur drei Bier und drei Zigaretten lang warten, was natürlich zäh werden kann, wenn sich der als Begleitung auserkorene Mr. S am Tag X krank meldet, verdammich.
Straight Arrows sind ne junge gevorschußlorbeerte Garagen-Punk-Kapelle aus Sydney. Daher sind sie auch sehr nett und locker und bringen (etwas zu) positiv-gestimmte aber sehr schmissige Kompositionen zu Gehör, die dem einschlägigen 60s-Publikum zu wenig 60s sind, dem einschlägigen Punk-Publikum aber zu psychedelisch sein könnten, durch das hohe Gesamtpotential aber auf allen Ebenen abräumen und auch dem Publikum sehr gut gefallen. Heuer sind solcherart Bands allseits kulturell gewöhnt und verkanten sich in keinerlei Ohren mehr. Ich sag mal wieder: Den Black Lips sei Dank. Was die vor ca. 20 Jahren als Basis gelegt haben, war so fundamental, dass es sich fast in jeder Band wiederfindet, die heute so an die 30 sind und irgendwas mit Indie-Punk zu tun haben.
Das soll nicht die Qualität der Straight Arrows schmälern. Sie spielen saugut zusammen. Die Gitarren dürfen dabei mal etwas schreddeln und sind auch immer so am Rande oder sogar knietief in der Verstimmung, was mir ja wirklich außerordentlich zusagt (und die Black Lips für die Jugend zugänglich gemacht haben).
Der Sound war exzellent! In so einer kleinen Behausung so einen Sound zu fabrizieren, ist zu 95% ein Verdienst der Band. Der Gesang ist ebenso perfekt und zweistimmig sehr passend inszeniert. Die Rhythmusgruppe auch super tight, mit viel Gefühl und Genauigkeit. Du merkst sofort, dass die’s draufhaben. Super abwechslungsreiche Kompositionen, besonders auch in Tempo und Groove. Ich hab selten so eine kurze Dreiviertelstunde erlebt und auch das ist perfekt: Zu wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist, die Schoten zu schliessen.
Was soll ich sagen? Die haben ihren Scheiß nicht nur total im Griff, sind kreativ, sympathisch, cool, sehen gut aus, können alles. Ja, was denn noch? Nix mehr. Ich behaupte, von denen wird man anderswo noch ne Menge hören. 8mm war gestern, wenn die Maschinerie nicht streikt, spielen die nächstesmal vor 500 Leuten und es sei ihnen gegönnt.