Throbbing Gristle – TGV – The Video Archive of Throbbing Gristle (7-DVD-Set)

DVD

Throbbing GristleTGV – The Video Archive of Throbbing Gristle (7-DVD-Set)
Erschienen 2008 im TG Webstore, in Kooperation mit Mute

Wie erklärt man jemandem, was Throbbing Gristle aka „TG“ ist?
Monte Cazazza prägte den Begriff „Industrial Music for Industrial People“. Und die britischen TG setzten ihn als Band um. Sie füllten Räume mit Krachorgien und elektronisch veränderten Klängen. TG gingen eine Symbiose mit den Räumen ein. Die Leitbilder sind Information, Konfrontation mit abnormen Dingen, die Schrecklichkeit der Normalität. Damit schafft die Band den Spagat zwischen Konzertauftritt und etablierter Kunstperformance.
Ich kann auch ein plakativeres, allerdings fiktives Beispiel wählen.
Die Älteren unter uns werden noch recht genau wissen, was sie an nachfolgend beschriebenen Tag machten.
1986. Tschernobyl. Atomarer GAU im Norden der Ukraine, nahe der weißrussischen Grenze gelegen, allesamt damalige Sowjetrepubliken. Und die Informationspolitik der Sowjetunion war selbstverständlich straff geführt:
Auskunftsfreudig bezüglich des sozialistischen Ideals und äußerst reserviert bezüglich der sozialistischen Wahrheit.
Was hat das mit TG zu tun?
Mit ihren Krach-Sequenzen, verstörenden Spracheinlagen und dem Lärm hätten TG einen apokalyptischen Soundtrack zum atomaren GAU erschaffen können. Das hat die Band zwar nicht gemacht, doch kann man sich mit diesem Vergleich dem klanglichen Bild annähern.
1981 löste sich TG vorläufig auf. Jedes Mitglied verfolgte eigene Projekte. Es entstanden u.a. Chris&Cosey, Coil und Psychic TV als Bandprojekte. Im Jahre 2004 kam es zur Wiedervereinigung von TG in Urbesetzung.
Ein symbolhaftes Beispiel lohnt der näheren Betrachtung.
Genesis (später Breyer) P-Orridge, Gesang und Bass bei TG, zuletzt mit Psychic TV III auf Tour.
Ein Mann verwandelt sich zum Androgynen Wesen. P-Orridge beschließt, eine genetische Symbiose mit seiner deutlich jüngeren Lebensgefährtin Breyer (verstarb im Okt. 2007) einzugehen. Mir verschließt sich zwar der exakte Vorgang dieser Wandlung zum androgynen Zwitterwesen, doch nun hat er etliche OP’s hinter sich gebracht, schöne große Titten und seinen „pochenden Knorpel (TG ist Yorkshire-Slang für „erigierten Penis“), den hat er wohl auch noch. Ein durchweg außergewöhnlicher (S)He-Mensch.
Die auf 2000 Kopien limitierten Videoarchive beinhalten umfangreiche Shows der Jahre 1979-81, Kurzfilme und Installationen der Wiedervereinigung von 2004-05.
Die Videoaufnahmen der frühen Jahre sind von guter Masterqualität, der Klang exzellent bearbeitet. Somit ist das umfangreich dokumentierte Schaffenswerk der vorliegenden DVD-Box nicht nur etwas für eingefleischte Fans, sondern ein Meilenstein der Industrial Music-Kultur.
Sehr empfehlenswert und darf natürlich in keinem guten Haushalt fehlen!

Gez. Spieß
Im Juni 2008

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