Soundgarden – Badmotorfinger (A&M Records, 1991) – LP
Tja, da sieht man, wie man älter wird. Hätte ich dieses Review 1991 geschrieben, als ich die Platte gekauft habe, wäre es etwas anders ausgefallen, auch wenn ich mich sehr gut erinnere, dass dies bereits den Anfang des Endes meiner Beziehung zu Soundgarden einleitete. Der Sound zu glatt, die Vocals NOCH mehr Metal-Gekreische, der Wechsel zum Major-Label … offenbar mit den üblichen Folgen. Das war nicht mehr der Soundgarten der Anfangstage, der aus der Grunge-Szene entsprang und das Wort “Rock” nicht nur wieder salonfähig machte sondern tatsächlich, über die Indie-Schiene hinaus, eine ganz neue Qualität einhauchte. Mit Badmotorfinger beginnt der ganze Laden zu kippen. Nirvana waren schon kurz vorher durch die Decke gebrochen, doch auch Soundgarden gehören zu den wirklich außerordentlich begabten Bands dieser Ära, deren Erfolg am Ende auch wirklich verdient ist, auch wenn sie danach kommerzieller wurden und auch die ganze Indie-Szene hinterher kopfübergewendet und so durchgeschüttelt wurde, dass keiner mehr wusste, was man davon halten soll. Bedenklich aber unaufhaltbar. Manche sind daran zerbrochen.
Ich hatte Soundgarden vorher nicht live gesehen und auf dem Tour-Plan stand das Epplehaus in Tübingen. Ein selbstverwaltetes Jugendhaus mit einer Kapazität von, ich würde sagen, maximal 150 Leuten. Wir waren da, aber Soundgarden nicht. Tour abgesagt. Ein halbes Jahr später spielten sie in Ludwigsburg im Forum vor 1500 Leute und es war grauenvoll.
Irgendwie ist mir das jetzt wieder in die Finger gefallen aber schon die dritte Nummer raubt mir mit Cornells Gekreische die Nerven. Bei “Jesus-Christ-Pose”, der damaligen Auskopplung, streiche ich in der Mitte die Segel und stelle die Platte in die Verkaufen-Kiste.