The Drones – So. 26.04.2009 – Fremantle, Fly By Night

2009 Live

The DronesFremantle, Fly By Night (ca. 400 Zuschauer)
Fremantle liegt in Westaustralien, wenige Kilometer von Perth entfernt, der Heimatstadt der Drones. Warum sie das Kleinstädtchen Fremantle der Grossstadt vorzogen, um ihr Heimkommen nach jahrelangen Nonstop-Touren quer durch die Welt zu feiern, wissen wir leider nicht. Ich selbst würde Fremantle allerdings auch vorziehen.
Zu einem viel wichtigeren Thema: Wo war David Yow? Wer David Yow nicht kennt, bitte unbedingt mit seinen Bands Scratch Acid und Jesus Lizard beschäftigen. Das ist die Chicago-Psycho-Connection ala Flipper. OK, ich sehe, dass auch Flipper heute nicht mehr jedermann ein Begriff ist. Es dreht sich um die ganz frühen Noise-Bands, die den Ruf von Labeln wie Touch & Go auf die Beine geholfen haben. Von Steve Albini über die ganze Grunge-Bewegung reichen die Musiker, die Scratch Acid als ihre Einflüsse aufzählen.
Und der Psychofaktor von Scratch Acid findet sich auch bei den Drones wieder, die beste und ernstzunehmendste australische Swamp-Blues-Band der Neuzeit überhaupt. Sie haben dem Swamp Blues neues Leben eingehaucht, bzw. ihn zumindest für Europa wieder neu belebt, denn in Australien findet Swamp-Blues immer und ewig statt.
Und damit komm ich endlich zum Punkt: David Yow ist nämlich als Sänger und Ideengeber die Konstante bei Scratch Acid und Jesus Lizard. Und David Yow hat seit 2000 eine Band namens Qui und sollte eigentlich die Vorband auf dieser Heimatstipvisite der Drones sein. Aber David Yow war nicht da, sondern eine lokale australische Swamp-Blues-Band der weniger interessanten Art. Das war nun mal wirklich kein Ersatz. Ich hatte mich schon zuhause riesig auf Yow gefreut, weil er einfach der witzigste und abgefahrendste Frontmann ist, der mir überhaupt einfällt. So ein Scheiss!
Also entstand hier zumindest die Gelegenheit, die entstehende Lücke durch schnelles Einnehmen von Alkoholika zu füllen. Auch ein guter Zeitvertreib und somit war dann die Betriebstemperatur genau richtig für die Drones.
Was mag ich an den Drones: Vorallem natürlich den Mastermind Gareth Liddiard, der nicht nur toll anzusehen ist, sondern den Sound der Band mit seinem einzigartig gezupften Gitarrenspiel und seiner psychotisch-nörglenden, hergesoffen klingenden Stimme den Stempel aufdrückt. Die Drones sind zwar in ihrer Gesamtheit total gut und kompakt, wären ohne ihn aber kaum auf diesem bedeutenden Niveau. Liddiard macht den Unterschied und liefert sich mit dem zweiten Gitarristen feurige Duelle, während Bass und Drums meist eine sich lange wiederholende Figur hämmern, die aber nicht weniger wichtig ist, denn diese bohrende Monotonie ist die wichtigste Note, die kompositorische Saat auf der die Melodien (wenn es denn welche gibt) der Drones blühen.
Was ich an den Drones nicht mag: Den Rücken der Bassistin. Ich weiss nicht, ob sie das mittlerweile aus Trotz macht, denn schüchtern kann sie nach vielen hunderten von Gigs wohl kaum mehr sein. Oder doch? Auch diese Frage muss erst mal offen bleiben. Dronesspezialisten kennen die Antwort vielleicht. Dann schreibt mir, damit wir den werten Kunden auf dem Laufenden halten können.
Was ich an den Drones an diesem Abend mochte: Ihr Entertainment. Die können ja richtig witzig sein. “Aaaah, we’re doin a song … ” kurzes Überlegen, etwas zu lange überlegt, denn das Publikum fängt an zu lachen und zu jubeln – “… oh, you like songs? That’s good, ’cause we’re doin a few tonight.”
Auch der zweite Gitarrist wusste sich wortgewandt einzumischen. Ja, es war unterhaltsam … fast ZU unterhaltsam für eine Band, die eher wütendere Nachrichten vermittelt.
Was ich an den Drones an diesem Abend nicht mochte: Liddiard scheint mehr Richtung Songwriting zu gehen. Alleine die Strophenanzahlen lassen Bob Dylan teils blass aussehen und das ist mir einfach zu viel. Für mich besteht die lyrische Kunst darin, mit wenigen Worten viel zu sagen. Der Musik tut’s zweimal nicht gut. Drei Strophen, vier Strophen, ok. Fünf Strophen, zehn Strophen, irgendwann tut das dem Song nichts mehr nützen.
Ausserdem schleichen sich jetzt auch Balladen ein, die mir nicht sonderlich gut gefallen. In London zuletzt waren die Drones viel viel furioser. Möglich, dass wir hier eine Tendenz haben, denn Liddiard bemüht sich mittlerweile auch als Solo-Artist. Und so sahen wir an diesem Abend auch Akkustikgitarren, die ich hier lieber verlassen im Keller gesehen hätte.
Dennoch sind die Drones immer lohnenswert, demnächst auch wieder in Deutschland. Ansehen!

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