The Times – E For Edward – LP

1989 Platten

The TimesE For Edward – LP (Creation Records, Oct. 1989)
Edward Ball war Gründungsmitglied der Televison Personalities und trieb sich Ende der 70er, Anfang der 80er in unterschiedlichen Inkarnationen durch den blühenden Indie-Untergrund Londons. Nachwievor ist “Part Time Punks” als erste Single der TV Personalities auch ihr größter Hit und ein geflügeltes Wort weltweit, wobei wohl kaum jemand weiß, woher dieser Ausdruck kommt.
Die TV Personalities, um Hauptfigur Dan Treacy, brachten den Punk insofern weiter, als sie seine Mittel nutzten, aber in unterschiedlichste Richtungen erweiterten. Dabei sammelte Treacy unter seinen Zeitgenossen eine beachtliche Reputation als Songwriter. Alle konnten besser spielen als er, aber keiner konnte bessere Songs schreiben. Die Times trugen den Pop-Gedanken dann noch eine Stufe weiter und waren eine der ersten wirklichen Indie-Pop-Bands, die aber ganz klar noch aus dem Geist des Punks erstanden. Treacy war anfangs noch dabei, sie gründeten sogar zusammen ein Label (Whaam!), die Times waren aber ganz klar das Baby von Ball und nach der ersten Platte verließ er die TV Personalities, Treacy und Whaam! – nur um dann gleich ein neues eigenes Label (ARTPOP!) zu gründen. Auch die Art und Weise, erstmal eher 7″s zu veröffentlichen, ist noch ganz der Punk-Spirit.
Die Times erhoben aber eine wesentlich höhere musikalische Qualität als die Personalities, der Anspruch wurde ein anderer. Dass sie niemals richtig berühmt wurden, ist wirklich eine andere Geschichte, denn verdient hätten sie es aufgrund des hervorragenden Outputs auf alle Fälle.
“E For Edward” ist das erste Album nach einer kurzen Pause, die Edward wohl auch nutzte, um sich all seiner Mitstreiter zu entledigen, denn dieses Album nahm er, bis auf zwei Gitarrenparts, komplett im Alleingang auf. Eigentlich ist ja fast schon ein Spätwerk, aber was dabei herauskam ist eine wirklich wunderbare, stimmige und abwechslungsreiche Aneinanderreihung von großartigen Songs. Indie-Pop, wie er besser in den 80er Jahren nicht produziert wurde – da würde ich sogar meinen großen Meister Julian Cope hinten anstehen lassen. Der hatte seine besten Zeiten erst später.
Dafür, dass es erst 1989 erschien, klingt E For Edward noch extrem nach 1984. Insbesondere die Gitarren sind manchmal etwas … naja, peinlich möchte ich jetzt nicht sagen … es ist nur so, dass ich diese typsichen 80er Gitarren-Sounds (ob nun rockig oder wavig) überhaupt nicht mehr hören kann. Zum Glück ist es vorwiegend eine Keyboard Platte geworden und ich hätte nie von mir gedacht, einmal solch einen Satz aussprechen zu müssen.
Ich habe die Platte damals gekauft, als sie herauskam und eigentlich nicht so wahnsinnig oft gehört. Als ich zuletzt bei Daniel das Buch “A Scene In Between” von Sam Knee noch mal angeschaut hatte, fiel mir aber wieder ein, dass ich sie eigentlich noch haben müsste und auch mal wieder hören könnte. Und tatsächlich konnte ich auf Anhieb jeden Song mitsingen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es der Horror oder eine Gnade ist, dass es so gute Pop Musik auf diesem Planeten gibt, die niemand kennt und umgekehrt soviel Scheißdreck, der … ich denke, ich halte mich jetzt einfach mal zurück, denn ihr wisst, was ich meine. Und dasselbe trifft auch auf die TV Personalities zu und eigentlich allen Bands, die in Knees Buch abgebildet sind. Ist die zweite Ausgabe jetzt eigentlich schon raus?

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