Schokoladen Hoffest mit Team Tyson, Hall, Splizz – Berlin, Schokoladen – Sa. 19.07.2025

2025 Live

Team Tyson, Hall, Splizz Berlin, Schokoladen (knallevoll)
Das berühmte Schokoladen Hoffest, wo im Innenhof rüber zum Club der polnischen Versager ne Bühne steht und mehrere Hundert Leute reinpassen, aber auch in der Bar geöffnet ist, so dass man von drinnen nach draußen pendeln kann, was wir aber nicht getan haben, da der Vorabcheck ergeben hat, dass das Draußenprogramm nicht unserem Geschmack entspricht und ich sowieso viel lieber drinnen bin. Ich bin nun mal kein Mensch, der auf die Welt gekommen ist, um sich im Freien aufzuhalten. Ich mach das nur, um mich zu einem anderen Haus zu bewegen, wo ich dann wieder reingehen kann. Ich liebe dunkle Clubs in denen Bands spielen mehr als alles andere auf der Welt – und das war schon immer so und wird möglicherweise auch so bleiben, bis ich aus den Latschen kippe.
Das Pendeln machten dennoch aber recht viele Leute, so dass es ein Hinundhergequetsche war, wie man das sonst natürlich nicht gewöhnt ist und was auch sehr viel unangenehme Unruhe reinbrachte.
Aber zunächst mal Splizz, eine NewWave Band aus Berlin, die dieselben Chorusgitarren lieben wie The Cure. Als ich sehr jung war, war ich ja auch mal Cure-Fan, hatte schwarze Mäntel und verschmierten Lippenstift an, aber das war noch in der Findungsphase. Danach kam Punk und dabei blieb es dann, wenn man mit einbezieht, dass ich im Laufe der Zeit den Begriff Punk für mich ein wenig auffächerte und es, ganz vereinfacht ausgedrückt, heutzutage gerne mit Unfug gleichsetze. Wer also Unfug macht und den Schalk im Nacken hat, wer die Dinge anders zu machen versucht als andere, oder wer was Freches macht, nicht an Gefälligkeit oder Reichtum interessiert ist … blabla – ich weiß, ihr versteht mich – ist für mich Punk. Ich sage eigentlich auch nicht, ich gehe auf ein Konzert … oder eine Show … oder einen Gig … sondern ich sage, „ich geh auf den Punk“. Das impliziert dann natürlich auch meine entsprechende Erwartung, oder sagen wir, meinen Wunsch, was an dem Abend idealerweise passieren könnte. Wenn das nicht so ist, naja, also es gibt schon Abende, wo mir das dann auf die Nerven geht, aber normalerweise ist jeder Abend mit einem Konzert besser als ein Abend ohne Konzert. Und wenn es sich als „Punk“ entpuppt, dann ist das Leben schön.
Aber wir wollten ja über Splizz sprechen und deren Chorus-Flanger-Gitarren, die dann auch seeeeeeehr cure-ähnliche Riffs spielen. Dazu gibt es newwave-ndw-punk-ähnlichen Gesang mit deutschen Texten. So schlecht ist das nicht, aber auch nicht so recht mein Ding. Für mich war NewWave damals wirklich nur eine Durchgangsphase und danach hab ich das fast total hinter mir gelassen – ganz besonders The Cure. Nach „Head on the Door“ hab ich niemals mehr eine Platte von ihnen gehört. Kann ich auch gar nicht ertragen, wenn ich diese Stimme irgendwo wieder im Hintergrund trällern höre, was ja eigentlich gar nie passiert, aber alleine die Vorstellung. Und daher mag ich auch diese Art des Gitarrespiels nicht.
Danach Hall, die ich ja letztens schon außerordentlich gelobt habe. Das hatte große Erwartungen an heute geschürt, vielleicht etwas ZU große. Die Überraschung ist weg und ohne das musste ich mir Hall noch mal ganz neu erarbeiten, aber dem haben sie locker standgehalten. Das hier ist definitiv Punk, auch im musikalischsten und originärsten Sinn. Die persönliche Note ist vorhanden und das ist amrep-scher Psychorock. Wenn der Sänger die Töne wie Johnny Rotton zu seiner John Lydon Zeit zieht, dann wirds mir schon sehr warm ums Herz, denn dass der ein ausgezeichneter Sänger war, geht stets etwas unter dem Getue und der Legendenbildung verloren. Einige seiner Betonungen zementieren auch heute noch ein Unfugslevel, das aktuelle Punkbands kaum berücksichtigen. Die brüllen ja eigentlich nur noch. Hall macht das viel besser und auch diesmal ist die Dynamik wieder eine ihrer Stärken, die Geradlinigkeit, die dann aber im richtigen Maß auch mal gebrochen wird, um der Langeweile gegenzuwirken.
Team Tyson hängt da eher dem zeitgenössischen Gebrüll an, auch wenn sie sich sonst klar noch weit über dem Sumpf bewegen. Die Gitarren sounden super, man merkt sofort, dass die spielen können und viel Erfahrung haben. Die wenigen Solos sind kurz und dienen der Dramaturgie des Songs und ganz besonders der Drummer, der nicht nur super spielt, sondern die Kompositionen mit einer ganz tollen Unterschiedlichkeit im Tempo bereichert und dazu ganz deutlich eine große Dankbarkeit an die Nacht legt, das tun zu dürfen, was er da grade macht, hievt die Band noch mal auf ein ganz anderes Niveau. Dazu streuen sie manchmal überraschende Dinge ein, wie harmonisch-mehrstimmigen Gesang. Die Einstellung ist ok, sie sind cool und unprätentiös und auch wenn sie schon ganz schön kraftstrotzend rumrocken, ist deutlich wahrzunehmen, dass mit denen alles in Ordnung ist.
Bis es dann nach 20 Minuten oder so langsam aber immer sicherer auffällt, dass es halt doch meist beim Brüllen auf einem Ton bleibt, dass das Riffing ok aber doch auf Dauer nicht soooo interessant ist und mich persönlich hält es dann doch nicht bei der Stange.
Irgendwie haben die über den Basser auch so ein Ding am Laufen, wo man sich gegenseitig anzickt und man das Gefühl nicht los wird, dass da echt ein kleiner Haussegen schief hängt. Normalerweise macht mir es mir Spaß, sowas zu beobachten, warum hier nicht, kann ich nicht erklären.
Insgesamt trotzdem ein ganz geiler Abend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert