The Violet Mindfield, The Recalls – Sa. 22.02.2025 – Berlin, Wild At Heart

2025 Live

The Violet Mindfield, The RecallsBerlin, Wild At Heart (ca. 100 Zuschauer)
Woher die Recalls jetzt wirklich sind, ist zu unwichtig, dass es den Aufwand rechtfertigen würde, um das zu erklären. Von südamerikanischen Wurzeln ist die Rede, aber sie sind dann doch irgendwie auch halb von hier. Man treibt sich halt rum oder was auch immer.
Ich fand sie jedenfalls ziemlich cool und das hatte ich nicht erwartet. Warum? Weil ich ein Video des schlechtesten Song den sie an diesem Abend gespielt haben, angesehen hatte. Wenn ich bei ihnen spielen würde, gäbe es mehr Diskussionen wegen der Songauswahl, das ist schon mal klar. Und mittlerweile werde ich in meinen eigenen Bands gehasst für meine Beharrlichkeit, einem Qualitätsanspruch folgen zu wollen, dem wohl nicht alle der nötigen Mühe wert erachten.
Sie haben ein bisschen was Velvets-mässiges, auch optisch, also auf alle Fälle mehr, als im Garage-Metier üblich, und das ist das Besondere an ihnen, das sie auch wirklich extrem gut draufhaben. Aber im Pop-Sektor finde ich sie nicht so gut. Das ist für meinen Geschmack nicht ihre Spezialität. Ich muss die definitiv noch öfter mal sehen. Davon wurde ich überrascht und hab irgendwie meine Aufmerksamkeit nicht gut genug darauf umfokussiert bekommen, um das wirklich richtig gut einschätzen zu können.
The Violet Mindfield aus Kalifornien fand ich dafür eher einen Tick enttäuschend. Die waren als Garage-Psych angekündigt (eine Kombi, die bei mir schwerste Gelüste weckt) waren aber mehr R&B als ich gehofft hatte. R&B ist n Standard. Hab ich schon mal gesagt, dass ich Standards leider nicht so mag?!?
Aussehen tun sie super und die nölig-rotzige Stimme kommt schon ziemlich an ein von mir ersehntes Ideal ran, vorallem weil sie jederzeit auch in der Lage ist, eine ganz andere Facette auszupacken, wie bspw. das plötzliche Umkippen in eine schöne unerwartete Melodie.
Aber sonst krankt auch the Violet Mindfield an einem recht handelsüblichen Leiden aktueller Garage-Acts: Sie können die Spannung einfach nicht übers ganze Set aufrecht erhalten. 20 Minuten ist alles bestens, dann kommt langsam der Wunsch auf irgendeine Art von Veränderung. Und wenn der nach weiteren 2 Songs nicht erfüllt wird, dann ist die Spannung weg.
Auch sie bedienen sich zu selten der Vielfalt, die ein Kompositionswerkzeugkasten so in Bauch hat. Zu wenig oder zu gleich verarbeitete Breaks, zu wenig oder gar keine Tempowechsel, wenigstens über die Songs hinweg, wenig Variation in der Atmosphäre oder Emotion der Songs und vor allem keine Dramaturgie im Set.
Bei einer sensationellen Komposition nach der anderen kann man darauf eventuell verzichten, aber in dieser Liga spielen im heuten 60s Genre nur wenige. Dabei haben the Violet Mindfield durchaus ein paar schöne kompositorische Schachzüge parat. Aber über das ganze Set hat es sie leider nicht gerettet.
Klingt jetzt irgendwie abwertend, ist aber wohl nur dem Vergleich mit den Erwartungen geschuldet.
Eigentlich ein wirklich sehr gutes Konzert insgesamt. Beide Band fast auf einer Höhe. Wunderbar, trotz allem Gemecker, chrchr.

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