Garageville Weekend #10 – Fr. 21.04.2023 – Hamburg, Molotow (sold out)
Wie immer 4 Tage Beat, Garage und Punk mit den beiden Live-Bands-Abenden in der Mitte auch als Zentrum des Festivals. Wie immer Treffpunkt der Szene aus aller Welt, hat dieses Festival in Lokalitäten zwischen Elbe und Reeperbahn ein ganz besonderes Flair. Wie immer haben meine treuen Begleiter und ich uns aber auch auf Freitag und Samstag konzentriert, da unser Fokus ganz klar auf den Live-Bands liegt.
Freitag eröffnen The Revox aus der Schweiz, die gleich sehr furios loslegen und den Laden auf ihre Seite bringen. Wer auch nur 5 Minuten zu langsam war, konnte nur noch von hinten zusehen. Ihr 60s Rhythm’n’Beat ist wirklich sehr snotty und punky, nah am Blues-Punk, was mir ganz gut reinläuft. Sie bedienen aber schon ganz klar die klassische Schiene und wie viele Garage Bands ist der Gesang leider eher die Fähigkeit der Band, die am wenigsten ausgeprägt ist. Dafür haben sie einige großartige dramaturgische Passagen drin. Auch hier nicht außerordentlich originell dafür aber außerordentlich intensiv. Sie ziehen den Song einfach in die Länge und bleiben auf einem Riff … und dann drehen sie langsam auf. Das muss man auch erst mal können. Und schon war sie da, der erste richtig heiß-glühende Live-Atmosphäre. Gut gemacht.
Danach die englische Garage-Supergroup The Jack Cades (Foto), die wir schon auf der Berliner Beat-Invasion vor ein paar Jahren sehen durften. Dort konnten sie die hohen Erwartungen noch nicht erfüllen, doch heute war das erstmal anders. Das Songwriting wurde definitiv verfeinert und sie haben ihren Weg gefunden, auch im Sound. Alle Instrumente klingen richtig geil, auch die meist weit runter gemischte Rhythmusgitarre des Mädchens. Sie versuchen auf alle Fälle ihren eigenen Weg zu finden und nicht dem Allerlei zu folgen. Das Garage-Promi-Pärchen kann super singen und das machen sie dann einfach auch. Bringen viel Melodie ins Spiel. Das nenne ich, sich der ur-eigenen Qualitäten bewusst zu sein und sich nicht in Nebenkriegs-Dingens zu verlieren. Und das Drumming, da brauchen wir ja gar nicht anfangen drüber zu diskutieren, dass die die weltweite Nummer 1 des Genre-Schlagzeugs in der Horde haben, auch wenn er sich hier sehr bescheiden zurückhält.
Und dann trat doch ein Effekt ein, den ich ob meiner anfänglichen Zufriedenheit gar nicht, zumindest nicht so schnell erwartet hatte: Es wurde langweilig. Emotionalität ist ohnehin nicht ihre grösste Stärke, aber auch das Geträller, Geschrammle, die wiederkehrene Melodiegitarre und eine teils grenzwertige Catchyness und vorallem … BANG… das immergleiche Tempo sorgen für akuten Stimmungsabfall. Jeder Song hat dasselbe Tempo. So was verstehe ich einfach nicht. Das Tempo ist das einfachste Mittel um Variation einzubauen. Tja … und dennoch beschlich mich so ein Gefühl von … was, wenn das nun doch schon die beste Band des Festivals gewesen ist. Ist ja oft so: Man blickt dann zurück, lässt alles noch mal revue-dingens und dann sagt man, also die zwölfte von den 28 Bands am dritten von den acht Tagen, gefiel mir am Besten.
Dr. Explosion dann wieder die obligatorische Partyband für die letzte Position. Gespickt mit Covers aber ja, sympathisch und stimmungsvoll … aber nicht meins. Überhaupt … haben wir die nicht schon mal gesehen? Was ist denn hier mit den Nonnen vor ein paar Jahren? Also, was soll ich sagen? Ich würde jetzt nicht soweit gehen, wie einer meiner Freunde, der mir im Vorbeigehen “Stadion-Rock” zurief, aber … Gott, es ist halt nicht mein Ding und Punkt.
Fazit erster Abend: Bands ok, die Emotionen sind aber noch nicht so richtig übergekocht. Am Ehesten schafften das bei mir tatsächlich die Opener The Revox.