The Monsters – The Giraffe Men feat. Marietta’s Sisters – Leipzig, Noels Ballroom (150 Zuschauer, ausverkauft)
Das erste Konzert nach zwei verdammten Jahren und wie hab ich mich gefreut, dass es gerade die Monsters für unseren Einstieg sein dürfen. Ich war aufgeregt, als wäre ich wieder 14.
Als wir ankamen, saßen die Herren schon gemütlich beim After-Dinner-Bierchen und sich dazuzusetzen und ein wenig zu plaudern, fühlte sich dann doch wieder an, als hätte es niemals eine Pause gegeben. Es gibt eine langjährige Connection. Ich kenne Pumi schon seit locker 25 Jahren, als er noch viel mit Hellmute tourte. Seit meiner endlosen Reihe an Umzügen, hab ich aber leider nur sehr selten und sehr wenige meiner alten schweizer Freunde mehr gesehen … außer Pumi, wenn er mit den Monsters durch Berlin kam.
Der Laden war rammelvoll. Schön, dass sowas jetzt wieder geht, auch wenn natürlich immer noch viel Unsicherheit mitschwingt. Normal ist das noch nicht, aber das kann es ja auch nicht sein. Die Monsters sehen das natürlich noch mal anders, denn sie möchten ihre Tour zuende spielen. Anderen Bands ist es in dieser Zeit, in der die Infektionszahlen eben noch megahoch sind, schon passiert, dass sie in der Mitte abbrechen mussten, weil einer positiv war.
Wir hoffen natürlich wieder mal ganz naiv, dass jetzt alles so bleibt und widmen uns dem eigentlichen Geschehen:
Giraffe Men aus Braunschweig hab ich vor 20 Jahren schon mal gesehen. Ihr Konzept verfolgen sie bis heute: 60s-Punk, stimmig in Sound und Performance. Etwas überdreht, mit Neanderthaler-Klamotten und heute zwei entsprechend gestylten Damen, die das Ganze um eine weitere Nuance anreichern. Musikalisch nicht wirklich ausgefallen aber die könnten auf alle Fälle auch mal auf dem Garageville spielen. Was King Salami, die Munjitas del Fuzz oder andere als Partyangebot dort abgeliefert haben, dem stehen die Giraffe Men gewiß nicht hinterher und den Leuten hat es sehr gefallen.
Über die Monsters und Beat-Man hab ich schon so viel geschrieben, dass ich echt aufpassen muss, mich nicht zu wiederholen und vor lauter Superlativen noch glaubhaft zu bleiben. Mir gefällt aber eben besonders das total Radikale, das sie vor allem in den letzten Jahren wirklich auf die Spitze getrieben haben. Mehr Punk geht eigentlich gar nicht mehr. Wenn die ganze 60s-Welt sich mit den Etiketten “Primitive” und “Trash” schmücken, dann sollten sie mal die Monsters kennenlernen, denn die haben es perfektioniert. Niemand ist wüster, lauter, primitiver und stimmiger im Konzept. Die Ablehnung des Establissements sprüht der Band und auch dem Voodoo Rhythm Label seit jeher aus allen Nähten. Es gibt keine Kompromisse, keine Gnade aber viel Leidenschaft und Humor und es gibt auch weltweit nichts wirklich direkt Vergleichbares.
Dabei sprühen sie auch nach mehr als 30 Jahren noch vor Lebendigkeit und Ideen. Ich denke nur an die kleinste Single der Welt, an das Puzzle in der Box zu “I See Dead People”, das M und die Anzüge mit den roten Jackets, die “Arbeitskleidung”, wie sie es selbst nennen … ich erinnere mich auch an ein Konzert, bei dem sie sich nach den ersten paar Songs erstmal komplett auf der Bühne umgezogen haben.
Das Clone-Drum gab es vorher auch nicht, wird mittlerweile aber gerne kopiert. Zu bestimmten Zeiten während der letzten beiden Jahre konnte man die Monsters bei einer Pizza-Bestellung dazu buchen und sie kamen an und spielten zwei Songs, was irgendwann so wild wurde, dass Pumi sich sogar einen halben Zahn dabei ausgeschlagen hat. Auf der neuen Tour haben sie ein Magazin dabei, das ganz tief in der Geschichte der Band gräbt, gespickt mit Artikeln und Fotos bis zurück in die Teenagerzeit und die neue Platte gibt’s erstmalig in Englisch und Schwiizerdütsch, dazu auch in einer Box mit Stick-Cover zum Selbermachen.
Zum Konzert gibt es ein Mitsinglied, dessen Text auf einem Bierdeckel steht, der überall rumliegt. Und wenn ich nicht Sorgen hätte, wieder viel zu viel zu schreiben, was dann eh keiner mehr liest, dann würde ich noch einen ganzen Karl May vollschreiben können.
Vielen Dank auch an Marco von Stay Sick Records, der die Monsters zum erstenmal nach Leipzig geholt hat.
Auf dem Heimweg bin ich zweimal umgefallen, einmal auf der Strasse, als meine Allerbeste und ich versuchten, uns gegenseitig zu stützen und später noch mal im Badezimmer. Ein Einstieg nach Maß. Das darf gerne so weitergehen.