Tuff Guac, Highway Patrol, Poky – Leipzig, G16 (ca. 120 Zuschauer)
Poky sind eine junge Punkband aus Leipzig, die eher dem modernen Gehabe verhaftet sind. Das meine ich nicht negativ. Man sieht sofort, dass es gute Jungs sind, frech und mutig und noch sehr ungehobelt, dafür aber sehr eigen, mit kompliziertem Auf- und Abgeriffe, das aber eher einer Bewegungswut zu entspringen scheint, denn dem Geist des ambitionierten Jazz-Punks. Dennoch musste ich wenigstens ein klein wenig an die nur kurz aufblühende und längst vergessene Kultur denken, die Bands wie Victims Family hervorbrachte, auch wenn Poky die räudigen Köter sind, die VF von hinten an die Hose pissen. Ich werde mich freuen, wenn sie uns noch ein Weilchen erhalten bleiben. Weiss man bei jungen Bands ja nie.
Highway Patrol aus Halle danach war mir leider zu Klischee was Songs und Stil betraf, irgendwo im älteren Rock mit leicht-schwüler Country-Soul-Coolness verortet. Leider sehr kraftlos. Sound, Abstimmung, Energie, Auftreten, irgendwie wirkte alles etwas verschlafen, ohne jede Spannung, weder emotional noch in Komposition oder Haltung. Höchstens der Gesang ging noch durch … und natürlich die schönen Kostüme. Offensichtlich waren wir aber eher die geschmackliche Randgruppe. Schön, dass die Mehrzahl des Publikums Highway Patrol die Stange von Anfang bis Ende hielt.
Dann aber kamen auch wir auf unsere Kosten. Tuff Guac aus Antwerpen bewiesen, dass es an nichts, als an den Bands selbst liegt, wenn es darum geht, alles zusammen auf die 1 zu fahren. Der Sound war von der ersten Sekunde an umwerfend, druckvoll und von den perfekt auf Punkt abgestimmten, einfallsreichen aber dennoch eingängigen Kompositionen bestens befeuert. Beste Live-Band seit langem. Sie sind der moderne Zweig des Indie-Undergrounds. Ne Prise Punk, ne Prise Garage, ne Prise Trash, etwas Skurrilität, Sinn für Humor und scheppern darfs auch mal gerne … allerdings nicht, ohne immer das Ziel und den geradlinigen Weg dahin aus den Augen zu verlieren. Für mich die konsequente Weiterführung dessen, was die Black Lips vor 20 Jahren angefangen haben, nach Europa zu exportieren, so wie ich ohnehin der Meinung bin, dass die junge moderne Szene, vorallem hier in Europa, fast durchweg von den Black Lips geprägt sind … auch wenn sie’s vielleicht nicht wissen.
Das war wirklich saugut und nach 30 Minuten war es vorbei. Punkt. Schluß. Keine Zugabe. Und es reichte. Das war ein Statement. Das war genau nach diesen Songs einfach fertig. Und perfekt so.
Hab später noch etwas in die Platten reingehört. Das hat mich jetzt nicht so umgeworfen. Aber der Gig war total top!!