Dollhouse – Köln, Sonic Ballroom (ca. 50 Zuschauer)
Erstmal Entschuldigung an die Vorband, der ich mich verweigert habe, nachdem ich schon beim UmdieEckekommen hörte, dass ich keine Lust drauf haben werde und die Zeit bis Doll House mit Ankommen, Rauchen, Trinken und Quatschen verbrachte.
Dollhouse aus Schweden hatten es dann leider schwer, ihren enormen Vorschusslorbeeren (“beste Liveband auf diesem Planeten” – Nicke Hellacopter) gerecht zu werden.
Mein Gott, es ist heutzutage ein Kreuz, sich mit Musik auseinander zu setzen. Wir haben seit vielen Jahren keine wirkliche Neuerung mehr im Underground Sektor gehabt. Im elektronischen Sektor bin ich nicht firm genug, auch nicht in der Klassik. Ich glaube aber, dass sich dort noch am Ehesten was tut. Die Musik auf den Kopf zu stellen und dennoch zumindest einen gewissen Erfolg zu haben, ist aber eigentlich auch fast unmöglich. Was es dazu braucht, sind auch revolutionäre Köpfe, Charaktere die wir im Moment nicht haben. Daher müssen wir uns durch viel Durchschnitt quälen, sehen kleine Lichter hier und da, freuen uns auch mal über nichts.
Dollhouse, und ich möchte nicht zu schroff urteilen, da die hochsommerlichen Temperaturen an der Energiesubstanz sogen, waren schon etwas mehr als nichts, aber weit davon entfernt, uns zum Mitwippen zu bewegen.
1969 nannte man sowas Heavy Metal. Schwer in Blues- und RocknRoll-Tradition verwurzelter Rock, der niemals Schema F verliess, unendlich viel Raum für Gitarren-Gekniedel hatte, in jedem Song einen ruhigeren Part, in dem man das noch gähnend auszudehnen wusste, ansonsten guter aber für unsere Ohren sehr anstrengender Gesang am oberen Ende von Robert Plant, doch ohne griffige Kompositionen und auch spielerisch manchmal nicht ganz im Sattel. Mir fehlte genau das, was ich eigentlich anhand der MC5- und Stooges-Referenzen erwartetet hatte: Die Anti-Haltung, Ablehnung des Etablierten, das Wüste, Wilde, nenne es Punk.
Das hat Dollhouse nicht. So sie genügend Luft hatten, posten sie angestrengt, animierten 100x zum “I wanna see your hands” oder “und jetzt alle” oder “aaaawright, are you feeling good?” – ihr wisst schon, so wie Rocktypen das immer machen, mit der gekünstelten Metal-Attitüde. Boah, das war echt zum Kotzen.
Im Unterschied zum Foto sahen zumindest zwei der Mitwirkenden mit Bärten und Zoten auch viel metal-lastiger aus, einer, den ich auf dem Foto vermisse, der aber dann wieder ein klassischer Beatnik war, was etwas zerissen, für mich aber nicht wirklich störend wirkte.
Nungut, die Gitarren soundeten eigentlich ziemlich geil. Das zumindest gefiel mir. Dollhouse sind irgendwie schon ok, aber gewiss nicht mehr.