Protomartyr, Ginger Wizard – Mi. 05.11.2025 – Berlin, Lido (ca. 500 Zuschauer)
Da bin ich so reingerutscht, weil wer ne Karte übrig hatte. Kannte die Band nicht, hab etwas geforscht und war überrascht, dass es sich angesichts des Namens nicht um eine Klamauk-Metal- sondern um eine astreine Epigonen-Wave-Post-Punk-Band ala 80er Jahre handelt, die irgendwo aus USA stammt, aber erst seit 2010 besteht und offensichtlich einen außerordentlich guten Ruf besizt.
Das kann ich selber irgendwie nicht ganz nachvollziehen. Die Gitarre, die wohl als das besondere Element gilt, nervt mich tierisch. Ich kann diese Wave-Phrasen einfach nicht mehr hören, seit ich irgendwann, allerdings war das auch noch in den 80ern, selber mal in einer Wave-Post-Punk-Band gespielt und daher damals natürlich auch viel solches Zeug gehört habe.
Noch schlimmer finde ich den eintönigen Gesang. Gesang kann man das übrigens wohl kaum nennen, es ist so gutturales einsilbiges Proklamieren, das kaum dem Song zu dienen vermag. Ja, da kam mir noch während des Konzerts selber der Gedanke, dass, wenn ich das jemandem so erzählen würde, jemand auf die Idee kommen könnte, zu erwähnen, dass sich das auch so über Mark Smith sagen lassen könnte. Daher will ich dem gleich vehement widersprechen. Erstens hatte Mark Smith eine extrem geile Stimme, die er treffend einsetzen konnte, auch rhythmisch und immer dem Song dienlich, cool aber nicht kalt.
Das alles trifft auf den Sänger von Protomartyr nicht zu. Seine Einwürfe wirken auf mich die längste Zeit fehlplatziert, langweilig unvariabel und kalt statt cool. Naja, vielleicht bin ich ein wenig zu hart, aber es gab nur einmal so einen Moment, wo er etwas emotionaler und aggressiver wurde. Dann schwenkte das Licht irgendwie und es kam so eine Stimmungsverschiebung, die mich kurz erfasste und mitnahm. Leider war das schneller vorbei als es anfing und wir wurden wieder zurück aufs fade Menü verwiesen.
Sie sind teigig, nicht richtig griffig oder bissig, viel Wave wenig Punk. Aber auch nicht richtig düster, nicht richtig psycho, irgendwie alles zu wenig. Nicht mein Ding.
Dazu sehen sie auch wirklich alle samt völlig langweilig und unansehnlich aus. Alle zusammen und jeder einzelne. Da ist nichts, was bleibt. Ich hätte keinen von denen am Merchstand erkannt.
Ganz anders als Ginger Wizard davor. Der Prager Fünfer stand mit beiden Beinen in wohlgeformtem, atmosphärisch-einfangendem Instrumental-Krautrock. Ich musste dauernd überlegen, wer wohl am Ehesten Pate gestanden haben könnte, doch das würde ihnen nicht gerecht werden, denn sie haben ihren eigenen Weg gefunden, auch wenn die Vorbilder natürlich sonnenklar sind.
Wären sie damals dabei gewesen, hätten sie viel Interesse auf sich gezogen. Die Atmosphäre war dicht, stimmig, insgesamt ruhig, aber sehr feinsinnig, mit guten Bass-Riffs, vorallem auch diszipliniertem Bass-Sound, der sich genau da zurücknahm, wo es wichtig war, denn auch die Orgel war teils sehr tief. Es war aber alles wohltemperiert. Das Drumming fast schon eine Nummer zu intelligent und exakt als die meist rumpeligen Krautrocker …. aber ich sagte ja schon: Die haben ihr eigenes Profil sehr gut geschärft und brauchen diese Vergleiche gar nicht zu scheuen. Sehr fein …. ach ja, auch die Flöte und ein Hauch Orient. Da sind sie natürlich wieder ganz Epigon, aber das macht akuell sonst keiner von den heutigen Abgesandten. Mir hat das sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu dem Gros der anwesenden Gang, die sich ganz auf nen Wave-Punk-Abend eingestellt hatten. Das war dann wohl eher das Manko des Abends. Die Bands haben nicht sehr gut zusammen gepasst.
Daher können sie auch nicht zusammen bewertet werden. Da Protomartyr aber nun mal der „Mainact“ war, sind sie für die Bewertung verantwortlich.