The Hara Kee Rees, Carlos Marx Brothers – Köln, Sonic Ballroom (120 Zuschauer, voll) Foto vom Dirtshakes TV gestohlen, das man sich, auf besondere Empfehlung eines meiner Begleiter, unbedingt mal ansehen sollte
Länger nicht mehr hier gewesen. Meine Wege führen mich aktuell nicht mehr so oft in die Domstadt, obwohl sie vorallem eins hat: Einen der besten Punkrock-Läden in ganz Deutschland. Und auch hier hat die Seuche aktuell keine sichtbaren Schäden hinterlassen. Es wirkt, als wäre die Zeit nie stillgestanden.
Carlos Marx Brothers ist ein Gemenge aus in Solingen hängengebliebenen Los Explosivos und Jet Bumpers/Dirtshakes. Daher erwartungsgemäß Garage-Punkrock frisch von der Leber mit mucho Vivre und lustigen Ansagen vom Spaßmeister, was meine Begleiter übrigens 50:50 besonders gut und besonders schlecht fanden. Da ich Polarisierendes immer schon ergötzend fand, steigen sie daher um eine Treppe nach oben, musikalisch hat es mich aber nicht vom Hocker gerissen. Da war nicht viel Bahnbrechendes drin, der Sound war mies (ich hab außer Bass eigentlich fast nichts gehört) und vieles kam nicht so richtig auf den Punkt. Aber wat willste denn? Is Punkrock und basta. Meckern ist heute einfach mal nicht. Die Solinger Schule lebt und so gehört es sich. Diese Legenden leben jedenfalls noch und sie tun es mit viel Leidenschaft.
Auch die Legende Hara Kee Rees lebt wieder. Aus Gründen der mehrjährigen internationalen Erkrankung ging es ein wenig unter, dass sie sogar etwas länger schon wieder leben und eine neue Platte am Start haben … mit neuem Material!!! Und ich weiss noch, wie sehr ich mich vor vielen Jahren in Rotterdam gerade auf ihren Auftritt gefreut hatte. Jahre später durfte ich sie kennenlernen, teils sogar den Proberaum, Band und Bett miteinander teilen.
Für mich sind sie also fraglich die Inkarnation des deutschen Raw-60s-Punk-Rocks. Keiner haut das hier gnadenloser raus als sie. Nach der total ausverkauften und geradezu komatösen Reunion-Show im Sonic Ballroom um 2015, also jetzt doch wieder, von mir gänzlich unerwartet, Hara Kee Rees for Live!!!
Sie haben da weitergemacht, wo sie aufgehört haben. Es ist, als wäre keine Zeit vergangen. Voller Lebendigkeit und Wildheit toben sie ihre North-West-Knaller auf uns aus.
Die Band im einzelnen auseinanderzunehmen macht Sinn, tu ich jetzt aber nicht, weil ich da auch emotional zu tief drin hänge. Über das Drumming brauche ich ja niemandem was zu erzählen, denn dass ich Beatmike für den besten Drummer Deutschlands halte, und ich weiss verdammt noch mal wovon ich spreche, sollte jeder wissen, der mich kennt. Vorallem aber auch Sänger Patrick verhilft der Band auf ein Level, das nur wenige erreichen. Heiser-rauchig und mit wirklich schwierigen Melodiesprüngen und dabei immer mit der Emotion und vollstem Einsatz voraus. Ich liebe diese Band und wäre glücklich, wenn sie diese kurze Tour später noch mal etwas ausweiten würden. Ich bin jedenfalls extra nach Köln gekommen, um sie zu sehen, da ich zum Berliner Auftritt keine Zeit hatte.
Kauft euch die neue Platte.