Küken, Bikes, Needle Exchange – Berlin, BLO Ateliers (60 Zuschauer)
Needle Exchange (Foto) für mich die Besten des Abends mit modernem snotty Punk (modern ausnahmsweise mal im positiven Sinne. Das ist nicht 77, aber 77 anständig nach 2017 rübergezerrt, als hätte es niemals einen Crossoverkill und niemals Green Day gegeben), angepisst aber nicht wutentbrannt. Genau das richtige Mass an Aggression mit der notwendigen Distanz zur Verbohrtheit. Der Gesang hängt immer auf einer Note – ein bisschen das Credo des Abends – aber bei Needle Exchange hatte das für mich einfach noch am meisten Appeal.
Auch die Platten finde ich wirklich sehr ansprechend in Sound, Haltung und Song. Dieses Rotzige, das hängt hier einfach tief drinne und das muss man heutzutage verzweifelt suchen. Alle machen Hardcore oder Pop oder Metal. Ich weiss nicht, was ich schlimmer finde.
Der einfachste Weg, sich da rauszumogeln, ist eben über musikalische Randgebiete einzudringen, quasi “Ey, meine Band spielt Blues – MIT EINER PUNKY ATTITUDE”. Oh, yeah, das muss heute leider reichen. Muss aber auch nicht zwangsläufig schlecht sein.
Die Bikes sind so eine Band. Sie haben hervorragende Platten draussen, doch der Auftritt konnte das leider nicht widerspiegeln. Die Songs hatten durchweg genau dasselbe Tempo und dieselben stonesy-R&B-Riffs. Ich kenne keine andere Band, die diesen Stil spielt, aber die Platten finde ich direkter und kompositorisch interessanter. Da blieb mir deutlich mehr hängen und die Gitarren klingen WESENTLICH bissiger als bei diesem Auftritt.
Hamburgs Küken sind quasi die Kidnappers sind quasi die Highschool Rockers. Der Ein-Ton-Gesang wird hier komplett im Doppel gebracht, wie zwei Synchron-Schwimmer. Auch ne Idee, aber je länger das geht, desto mehr fühlt es sich an wie wenn man immer wieder an der selben Stelle kratzt. Ist irgendwie gar nicht meins. Die Akkordfolgen finde ich durchweg uninteressant. Sie riffen und riffen, powern und powern und hauen und bohren … bei mir aber leider auf Granit.
Bei denen fehlt mir auch sowas wie das lachende Auge bei der Sache, etwas mehr Selbstironie oder überhaupt irgendein Gefühl. Das geht so emotionslos rauf und runter. Ich war aber auch müde und musste nach Hause. Die dritte Band hat immer den schlechtesten Stand, finde ich.