Missing Souls, The Baron Four – Berlin, Bassy Cowboy Club (250 Zuschauer)
Sie waren die Teen-Rebellion gegen die todlangweiligen Indie-Bands Englands im Jahre 2006. 4 Teenager auf der Rettung des Rock’n’Rolls als der wieder mal am Boden lag. Ihr 60s-Punk war laut, wild und trat der eingerosteten Punk-went-knowwhere-Szene kräftig in den Allerwertesten (wie das alle Garage Bands ja seit den 80ern immer wieder tun müssen). Ihre wilden Liveshows waren berüchtigt. Dabei waren die Jungs hübsch genug die Girls im Publikum zum Kreischen zu bringen. Sie kamen bei Dirty Waters Records unter Vertrag, machten in fünf Jahren drei LPs, eine zweistellige Zahl Singles und spielten mehrere hundert Shows in ganz Europa und Übersee um dann in Schrecken zu erstarren ob des plötzlichen Todes ihres Gitarristen Chris Langeland. Die Rede ist von Thee Vicars aus St. Bury Edmunds.
Bassist und Sänger Mike Whittaker, dann gerade mal 22 Jahre alt, gründete the Baron Four (Foto) die nun auch schon bei der zweiten LP und einer handvoll Singles sind, das Rotzige ihrer Vorgänger allerdings durch mehr Rhythm’n’Beat ersetzt haben, was ich etwas schade finde, denn die Vicars waren nah dran, die Blaupause für meine Idealvorstellung einer Band abzugeben. Dennoch habe ich diesem Abend lange entgegen gefiebert. The Baron Four machen aber ganz bewusst nicht den Fehler in ihre eigenen Fußstapfen treten zu wollen. Dennoch fehlen die ausgelassen Akzente nicht, auch wenn sie vorallem über brutzelnde Gitarrensounds und einen phantastischen Schlagzeuger kommen, dessen Gewirble immer gerade diesen kleinen Bruchteil überhastet ist, der vor professioneller Langweile schützt. Wieviele Leute im Publikum wussten, wen sie da vor sich haben, wage ich mir nicht vorzustellen, denn es reichte nicht mal für genügend Respekt, eine Zugabe zu erbitten.
The Missing Souls sind eine mir vorher nicht bekannte 60s-Soul-Band aus Lyon an die ich mich dann erstmal gewöhnen musste. Ich fand dann aber doch viel in Komposition und musikalischer Abstimmung. Dennoch hinterliessen sie einen eher gespaltenen Eindruck. Manchmal ist das schwer fest zu machen aber irgendwas störte mich. Mein erster Eindruck war jedenfalls, dass deren Kultur zu hoch ist. Das ist schon richtige Musik, die können alle ganz toll spielen und so, echte Mucker und geschulter Gesang. Hm. Vielleicht müsste ich die noch mal sehen.
Cool fand ich dann aber, wie der Gitarrist, für mein Dafürhalten der Mastermind der Kapelle, vor der einzigen Zugabe länger brauchte um seine Instrument zu stimmen, als der ganze folgende Song dauerte … und sich damit ganz schön vernichtende Blicke seiner Sängerin zuzog, hehehe.