Powersolo, Black Magic Tree – Berlin, Wild At Heart (ca. 200 Zuschauer)
Ihr Auftritt vor drei vier Jahren in Köln gehört zu den besten Abenden, die ich dort erlebt habe. Heute glaube ich, dass Powersolo aufpassen müssen, dass ihnen die Sache nicht entgleitet. Die Band befindet sich gerade an einem Scheideweg nach oben. Verrückte Typen, durchgeknallte Videos, da steht auch das prollige Volk drauf. Und dass es sich schon rumgesprochen hat, davon durften wir uns an diesem Abend im Wild At Heart überzeugen. Schon als wir ankamen, mussten sich manche durch lautstarkes Gegröhle und rücksichtsloses Breitmachen im schmalen Durchgang zur Bühne Aufmerksamkeit verschaffen und das liess uns das Schlimmste befürchten.
Mit Black Magic Tree dann noch eine Vorband, die sich eigentlich hätte extrem fehl am Platz vorkommen müssen. Ihr fast schon klassischer HardRock kam aber gar nicht so schlecht an, was uns noch Schlimmeres befürchten liess.
Bei Powersolo war der Auftrittsraum dann schon erwartungsgemäss unangenehm verstopft, was man dann eben hinnimmt, aber die Ich-ich…ich-bin-auch-total-verrückt…sieh-doch-nur-Fraktion schrie eigentlich alle Feinheiten des Konzerts nieder. Der sonst so witzige Dialog zum Publikum kam gar nicht zustande, da sich immer irgendwer produzieren musste. Selbst gegen Ende, als Kim unten im Publikum versuchte alle zum Sitzen zu bringen, musste irgendjemand solange blöd rummachen, dass er irgendwann aufgab und man mit dem Gefühl nach Hause ging, dass man um die Möglichkeiten der Show gebracht wurde. Wirklich schade.
Ich wünsche allen, die Powersolo auf dieser Tour sehen, ein respektvolleres Publikum und Powersolo wünsche ich, dass sie bekommen was sie wollen. Ob’s das ist, was hier heute passiert ist, hätte mich schon brennend interessiert.
Mit dem neuen Schlagzeuger sind sie allerdings etwa eine Tonne tighter, fast schon beängstigend professionell. Wenn das mal nicht nach vorne losgeht. Auch wenn mir die Roots etwas zu amerikanisch sind, liebe ich ihren Sound. Besonders die Gitarren. Die Kompositionen sind extrem cool. Darüber schachteln sie einfache aber effektive Melodien, die manchmal wie besoffen eiern, aber punktgenau eingesetzt sind. Zudem verfügen sie über viel Einfallsreichtum was Dramaturgie und überraschende Wendungen in den Songs betrifft.
Mit so viel komödiantischen und musikalischen Talent sind sie bereit, dem Underground-Sektor zu entwachsen. Aktuell sind sie beim sechsten Album. Mal sehen, wo sie stehen, wenn das siebte kommt. Bei den Black Lips habe ich immer gesagt, die sind doch zu trashy um so ganz bekannt zu werden. Auch wenn ich mit Prognosen meist daneben liege, hatte ich in diesem Fall recht. Ich glaube, Powersolo wird auf die grosse Bühne gehen! Wenigstens für ne kurze Zeit. Sie hätten das Zeug dazu und die Masse wird auf sie abfahren. Lass die mal auf nem grossen Festival spielen, dann ist es geschehen.