Powersolo – Köln, Sonic Ballroom (ca. 60 Zuschauer) Pic vom Sonic Ballroom Flyer. Coutesy by the band.
Man kann sagen was man will über den Sonic Ballroom. Ich bin ja anfangs nicht so gerne dahin gegangen, weil mir das zu naheliegend war. Ich sagte zu mir: Mach mal was anderes! Überrasche dich selbst. Und immer wieder endete ich hier. Und jetzt bin ich auch in Frieden damit und dafür gibt es einen Grund: Der Sonic Ballroom ist in Köln einfach einer der Plätze an denen das passiert, was wichtig ist.
Wir schreiben den 9. Oktober 2013. Powersolo, dänische Band, angekündigt als Country, Blues, Surf und noch was, das ich vergessen hab. Obwohl das Foto auf dem Monatsblatt scheissecool aussah, hätte ich mich hier niemals eingefunden, hätte mir nicht mein lokales Bedienungsmädchen aus der Kneipe (danke Boris :o) den Hinweis gegeben, der mich dazu brachte, kurz im Internet reinzuhören. Noch vor dem ersten Refrain war ich überzeugt.
Das Gitarre-Gitarre-Drums-Trio, zwei Brüder und ein Drummer, die Mitte 30 sind aber aussehen wie Mitte 50, bewegen sich zwischen Gories, Oblivians und der frühen Blues Explosion … ABER SOOO GUT!
Ja, sie haben die genannten Vorbilder zum Frühstück getrunken, aber sie haben allen dreien eins voraus: Ihren umwerfenden Humor, der einem die Backen glühen lässt, ihre unglaublich trashige Erscheinung und ihre dreiste Seelenruhe, mit der sie das Publikum fordern, die sie einem mit flunkerndem Blick, Häppchen für Häppchen servieren. Die haben’s nicht eilig. Sie hetzen sich nicht durch ihr Set. Wenn’s sein muss, dauert der Dialog mit dem Publikum auch mal länger als die nächsten zwei Songs. Ich hab mich dann irgendwann dabei ertappt, dass ich völlig die Kontrolle über meine Gesichtszüge verloren hatte und wenn ich in die Runde schaute, sahen die anderen genauso aus. Das war nur noch ein einziges Totlachen.
Und dann der improvisierte Song, nach der rhythmischen Vorgabe aus der ersten Reihe (Ring an Bierflasche). Sowas hab ich noch nie gesehen und ich habe das einige Male an diesem Abend gedacht und Ihr könnt mir glauben, es war nicht das erste Konzert meines schönen Lebens.
Powersolo führen in die Irre, machen mit dir was sie wollen, spielen schrägen, immer leicht verstimmten und absichtlich eierenden Trash-Punk-Blues, wie er schöner kaum sein könnte. Die frechste Band seit langem. Ich möchte mein Leben aufgeben, meine Siebensachen verkaufen und ihnen um die ganze Welt hinterherreisen um jeden weiteren Abend meines Lebens so glücklich zu sein, wie an diesem verregneten Mittwoch.
Und wo waren die ganzen armen Sünder, die sich im Juni bei den Oh-Sees drängelten? Wo waren sie, wenn the Real Weird Thing happens? WO? WOOOO? (hallend zum Himmel, Vögel vom Dach auffliegend). Danke Sonic Ballroom, danke Powersolo, danke Bedienungmädchen-aus-der-Kneipe.