Steve Gunn – Köln, King Georg (ca. 70 Zuschauer)
Den schüchternen Menschen gehört die Bühne. Ich liebe den Moment, wenn eine schüchterne Band sich nach dem letzten Stück nicht in einen Backstage verdrücken kann, sondern sich von uns allen beklatschen lassen muss und nirgends hinfliehen kann.
Steve Gunn ist ein Gitarrist aus New York, dessen Karriere nun 15 Jahre umspannt, meistens solo oder mit kleiner Begleitband, so wie heute Abend. Gunns Akkustikgitarre klingt wegen der Metallsaiten sehr obertonreich, fast wie eine 12saitige, das Picking und die Melodieführung enthebt ihn allen Zuordnungen. Er ist weder modern noch unmodern, auch wenn er viel Folk-, Blues- und manchmal sogar Rock-Schemen einbaut, die allerdings nicht die Basis sind, sondern nur gelegentlich reinflirren. Die Basis ist etwas ganz Eigenes, ein ruhiger Flow von Melodien und Rhythmik, manchmal fast orientalisch und wenn Gunn nicht so düster wäre, hätten die Hippies sicher ihre wahre Freude an ihm gehabt.
Singen kann er nicht besonders gut und so ist die Stimme auch nicht tragend, wirft nur Worte in das Klangbild, meist auf wenigen Tönen, gibt zwar Halt, ist aber nicht wichtig. Drums und Bass agieren sehr zurückhaltend, tragen aber dazu bei, harmonische Akzente zu setzen und die sehr clever arrangierten rhythmischen Wechsel zu betonen.
Kurt Vile, übrigens, liebt Steve Gunn, hat ihn sogar in seine Tour-Band einberufen, sicherlich nicht die schlechteste Art für Steve, scheinen Schornstein am Rauchen zu halten.