Ty Segall – Berlin, Festsaal Kreuzberg (ca. 600 Zuschauer)
Hab den ja nur per Hörensagen verfolgt. Ich aber, der scheint in Ordnung zu sein. Was er musikalisch abliefert, ist jedenfalls grande Showbusiness deluxe. Wie die meisten jungen Leute von heute ist er von tausenderlei Kram beeinflusst und weiss nicht so richtig, wo er hin will. Hey, das waren wir damals auch, aber trotzdem klang nicht jede unserer Platten anders. Hab mir sagen lassen, dass Segalls Platten aber trotzdem weitestgehend gut seien. Früher hat man dann eben eine Soloplatte gemacht, wenn mal was ausprobieren wollte oder hat ne zweite oder dritte Band gegründet, aber wenn ein Mensch ein Produkt kaufte, auf dem bspw. “Oblivians” draufstand, dann war da nicht einmal Garage-Punk drin und beim nächsten Mal Hard-Rock und beim dritten Mal New Wave. Es gibt ja auch eine Identität. Und da bin ich wieder bei meinem Reizthema, dem heute so oft verwendeten Wort “authentisch”. Wenn es so wichtig ist, dass jemand authentisch ist, warum verwandelt er sich dann von Monat zu Monat????!?
Hier und heute war das gitarrensololastiger, fast schon progrockiger 70er Heavy-Rock.
Die Songs sind gut, die spielen wie die Könige, er kann ausgezeichnet singen und … sie haben einen wirklich mitreissenden Spannungsbogen im Set. DAS, meine Herrschaften, DAS ist das, was Ty Segall abhebt. Handwerkliche Qualität und die Kunst, dem Songwriting und dem Programmablauf eine Würze zu geben, die den Leuten das Hirn verstellt. Also meine Begleiter Anja und Marc waren total weg. Marc musste nach 3 Vierteln des Konzerts unbedingt in den Mosh Pit und hinterher nach Hause getragen werden, so fertig war der. Das Gesabbel vom “besten Konzert meines Lebens” hab ich, glaub ich, falsch verstanden.
Tja, mal ne interessante Erfahrung, wenn man sich über seinen Tellerrand hinauswagt, was ich ja nie getan hätte, wenn die beiden mich nicht eingeladen hätten. Danke. Wer gibt mir einen Tipp fürs nächste Experiment?