Sacri Monti, Kaleidobolt – Berlin, Urban Spree (100 Zuschauer), Foto: Kaleidobolt
Metal-Sonntag im Urban Spree. Nungut, wäre jetzt nicht meine Wahl gewesen, aber da mein Freund Martin fragte, dachte ich … nungut. :o) Ich hab ja gelernt, dass man sich überraschen lassen soll, denn dann würden die tollsten Sachen passieren, die man sonst nicht erleben würde.
Und ja, war tatsächlich eine Überraschung. Die finnischen Kaleidobolt fand ich beim vorher Reinhören eher anstrengend vertrackt. Vertrackt waren sie auch, aber sie verfügen über eine interessante Bandbreite an … allem. Sounds, Arrangements, Rhythmen, Gesänge, Melodien, Dynamik.
Die Wurzeln liegen im 70er Hardrock, doch eine geradezu progressive Kompliziertheit der Riffs wechselt in Sekunden zu schnurgeradem Abgerocke, teils sogar leicht punkig. Man kann wirklich nicht sagen, dass einem bei Kaleidobolt langweilig wird und dennoch kommt es aus einem Guss und das Spannende ist: Sie lauern einem auf … warten, bis man sich auf etwas im Song eingelassen hat … und dann springen sie plötzlich hinter dem Busch hervor und jagen dich schreiend die Straße runter. Diese überraschenden Wechsel fand ich super interessant.
Ich hab ein paar Songs gebraucht, um zu verstehen, was die da tun. Als sie mit einem In-A-Gada-Da-Vida-Cover begannen, war ich noch sehr mißtrauisch. Aber dann fand ich sie von Song zu Song besser. Auch ein paar wirklich schräge Töne, gerade bei den Solos, taten gut. Das sind Mucker und sie hängen es auch raus, aber sie produzieren sich nicht unnötig damit.
Da wäre den kalifornischen Sacri Monti vielleicht eine weniger spannende Vorband dienlich gewesen. Denn die wirkten hinterher ziemlich schläfrig, mit ihrem atmosphärisch angelegten Rock, der zwar mit sehr schönen Gitarrenlicks, klarem (aber immer gleichem) Gesang und einer Orgel lockt. Dafür waren sie aber auf jedem Gleis eindimensionaler, lahmer, langweiliger und auch die Atmosphäre fand ich eher blass und nicht so dicht, wie die das sicherlich gerne gezaubert hätten.
In der Metalgemeinde dann übrigens wieder vermehrt Leute, die die ganze Zeit das Handy hochhalten, so dass man nicht nur zwischen Köpfen sondern auch noch zwischen Armen und Handys hindurch sehen muss. Einer hat’s richtig gemacht. Der rempelte den Handyfilmer ziemlich rüde im Vorbeigehen an. Dem peinlichen Grinsen nach zu urteilen, kam die Botschaft immerhin an.