Tropical Fuck Storm, Bikini Kill – Berlin, Columbiahalle (ca. 3000 Zuschauer)
Hab mich irgendwie nie so richtig mit TFS anfreunden können, obwohl sie eigentlich wirklich eine Supergroup sind und jeglicher Erfolg ihnen von Herzen gegönnt sei. Für Gitarrist und Sänger Gareth Liddiard muss man schon recht lange überlegen, um Musiker zu finden, die es mit ihm aufnehmen können. Ich gebe mal weltweit eine Handvoll aus … nicht mehr. Sein Gitarrenspiel, sein Gesang, seine Schnoddrigkeit und seine Art, sich zu bewegen, sind nachwievor extremst einzigartig und schlichtweg sensationell.
Wir mussten den verblichenen Drones (gebt einfach mal “Drones” in die Suche ein), einige Male wirklich hinterherreisen, da sie in Deutschland kaum stattfanden. Dann waren die Drones Geschichte und es kam TFS. Die Blicke auf die Plattencover und die Videos haben mich wenig überzeugt. Sie haben wohl ihren eigenen Humor, aber der scheint sich nicht mit meinem zu decken. Moderne Einflüsse hinundher, ja, da war noch was greifbar, was mich ansprach, aber auch vieles nicht. Die Band besteht aus seiner langjährigen Lebensgefährtin Fiona, die auch bei den Drones schon dabei war und zwei neuen Mädels, keine Unbekannten in der australischen Indie-Szene, doch irgendwie wollte es bei mir nicht so richtig zünden.
Da ich bei ihnen trotzdem auf dem Newsletter bin, hatte ich sie dennoch immer so nebenbei auf dem Schirm aber dennoch verpasst, dass sie schon vor einigen Jahren mal in Berlin gespielt haben. Das hätte ich mir dann natürlich trotz allem angesehen, logisch!
Nun bin ich zuletzt immer wieder über Liveaufnahmen gestolpert und die finde ich wesentlich besser als das was man auf den offiziellen Videos sieht. Viel mehr Drones, viel weniger irgendwas komisches anderes. Dennoch: In der Columbiahalle als Vorband von Bikini Kill wollte ich sie jetzt eigentlich nicht sehen und habe bis zur letzten Sekunde überlegt und mir erst am Vormittag ein Ticket geholt.
Und dann hatte ich auch richtig Lust und bin früh hin, um mich einzutrinken, hab mich dann auch früh in die Reihe gestellt, um sie auch von vorne sehen zu können (die im Dunkeln schon eine Stunde vorm Konzert dahockenden Teenager waren leider fast schon ein Schreckens-Szenario, auch die etwa 10 Meter lange Schlange am Merch, die übrigens bis zum Beginn von Bikini Kill unverändert blieb).
Und dann steht man da unten und sieht auf die Bühne hoch und wartet. Und wartet. Und man bekommt das Gefühl vermittelt, dass jetzt was ganz Großes kommt … in diesen großen Hallen, wo sie so mit der Dramatik spielen und erst rauskommen, wenn schon alle pfeifen und schreien. Und so dauert es länger als 15 Minuten über die Zeit, bis sie endlich auf die Bühne geschlappt kommen, um sich dann nach weniger als 30 Minuten wieder zu verpissen. Hätte ich vielleicht auch so gemacht, denn es gibt wohl nichts, das mehr nervt, als eine Vorband, die zu lange spielt, aber …. naja, ich glaube so war das gar nicht. Die Leute finden Vorbands heutzutage meistens ziemlich gut. Das ist nicht mehr wie vor 40 Jahren, als die teils weggepfiffen wurden. Und natürlich hatte ich für sie alleine gezahlt und mir daher schon etwas mehr erhofft. Sie hätten ja nur rechtzeitig anzufangen brauchen, chrchr.
Aber hallo, dann trifft man sogar jahrelang vermisste Gesellen, die heuer TFS hinterherreisen und zwar quer durch Europa, huch!!!! Die daher auch NICHT mehr uneingschränkt die Meinung mit einem teilen, dass TFS zwar live ziemlich anders und damit viel besser sind, als im Studio/Video, dennoch aber noch an denselben Krankheiten laboriert, wie die Drones, nämlich dylan-artige Strophenanzahlen, die dann teils auch durch recht ruhige und spannungsarme Minuten geschleppt werden. Und, dass die neue Gitarristin … und das nehme ich aber nachträglich wieder zurück, weil, ich glaube, sie hat mich nur mit ihrem Gehopse im ersten Song genervt, da sie als Role-Model für alle anwesenden Mädchen natürlich aufs Auge passt wie ein Blaue-Augen-Schminkset … also ich nehme wieder zurück, dass ich gesagt habe, dass sie zwar gesanglich eine Bereicherung ist, Gareth an der Gitarre aber kaum unterstützen kann. Ich denke, das kann sie sehr wohl. Man sollte das vielleicht auch nicht zu sehr in den Vergleich mit einer anderen Band werfen.
OK, wat nu? Bin nachwievor gemischt mit meinen Gefühlen und werde sie trotzdem wieder ansehen, wenn sie wiederkommen. Sie haben jedenfalls alle meine Sympathien …. das sowieso. Aber ne Platte werde ich mir nicht zulegen, auch keine Videos mehr ansehen.
Bikini Kill hab ich dann nur gestreift und fand das wirklich ätzend, was es aus einem macht, wenn man dann vor 2-3000 Leuten spielt. Wieso muss man dann anfangen, die Ansagen so plakativ zu brüllen? Man wird irgendwie anders, uncool (achja, auf TFS traf das glücklicherweise nicht zu). Als Speerspitze der Riot-Girl-Szene mögen sie wichtig sein, auch damals schon, aber musikalisch gab es bessere Bands ihres Genres.