Cloudsurfers, Dada Young Riley – Sa. 27.07.2024 – Berlin, Schokoladen

2024 Live

Cloudsurfers, Dada Jung RileyBerlin, Schokoladen (ca. 100 Zuschauer)
Die Cloudsurfers aus der Niederlande sind eine Truppe musizierender Kids, wie sie heutzutage halt so aussehen. Also nicht diese dürren Wimps mit Banker-Frisuren, Brillen, dünnen Schnurrbärten und Knast-Tattoos sondern die Sorte Turnhose, Schlabbershirt und Vokuhila, die mir aber tatsächlich lieber sind als erstere. Am Ende haben aber weder die Turnhosen, noch der hübsche Bühnenaufbau mit zwei Schlagzeugen, die dasselbe psychedelic Bass-Drum-Design haben, noch die sympathische Ausstrahlung der dauernd lachenden Bassistin, noch die wirklich lockere und coole Artundweise der ganzen Band darüber hinweg geholfen, dass die Kompositionen einfach nicht so richtig gut waren. Manchmal ging es ganz spannend los, aber sobald sie begannen die Main-Riffs einen Songs zu spielen … und die Gesangmelodien … die Songtempi … ah, alles das war einfach nicht zwingend genug, um uns vom Hocker zu reißen, so gerne wir das ihnen zugestanden hätten. Dabei bringt die Band eigentlich sonst alles mit, auch einen guten Sänger. Aber was bringt der beste Sänger, wenn er keine gute Melodie kennt. So war das eher Alternative Rock, meist im leichten UpTempo, dem einfach das Besondere fehlt.
Dada Jung Riley vorneweg waren für mich auch tatsächlich der Ausschlag, dass ich beschloss zu kommen. Das Berliner Duo hat nach “Gewalt” den besten Namen aktuell existierender Bands in Berlin und geht den mutigeren Weg der Nichtgefälligkeit. Ganz im Gegenteil wird durchaus die Magenfestigkeit des Publikums ausgetestet. Die Gitarre ersetzt alleine ein ganzes Orchester mit einen sehr spektrumreichen Sound. Am Ende ist das dann aber doch immer nur ein Instrument, was die Variabilität natürlich deutlich einschränkt. Da ist dann entweder Abwechslung oder eine gute Komposition erforderlich, damit es nicht sehr schnell kippt. Daran, würde ich mal sagen, arbeiten sie noch. Aber mehr als die Hälfte des Sets ist sehr interessant, vorallem dann, wenn es richtig los geht, auch im Tempo. Der Schlagzeuger jedenfalls hat beides drauf: Langsam UND schnell. Ihr werdet es nicht glauben, wie viele Drummer ich kenne, die nur das eine oder das andere richtig können.
Der gebellte Gesang ist nicht sehr gut und tatsächlich wieder auf dem oft begehrten, weil anders nicht möglichen, Ein-Ton-Spektrum. Aber die schneidenden Effekte machen es sehr cool und mitreißend. Er sing nicht viel, daher würde ich sagen, haben sie hier aus wenig viel rausgeholt. Ihr merkt aber dennoch, dass die sich in meiner Wertung ziemlich an der Grenze bewegen. Ich sehe eine echt interessante Band mit hohem Potential um eine richtig giftige Schneise an Verwüstung zu hinterlassen. Apokalyptischer, degenerativer, nagend depressiver Post-Punk. Im Moment gibt es aber noch reichlich Leerlauf, sogar mitten in manchen Songs. Nicht jede Entscheidung in der Dramatik und Dynamik scheint richtig. Die Tempoverzögerungen nehmen ne Menge Drive, die Riffs teils auch … doch ich den Momenten, wo plötzlich alles stimmt, werden sie richtig richtig brutal und mitreißend.
Nun gut. Jede Band, die einen speziellen Sound entwickelt, braucht dazu ein wenig Zeit. Ich freue mich auf Dada Jung Riley in einem halben Jahr.

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