Giant Sand – 27.11.2019, Berlin – Bi Nuu

2019 Live

Giant Sand, TouchyBerlin, Bi Nuu (ca. 400 Zuschauer)
So, jetzt muss ich zugeben, dass ich Giant Sand und deren Mastermind Howe Gelb nur aus Magazinen kannte. In den 80ern wurden die überall in den Himmel gelobt und das taten auch meine Begleiter des heutigen Abends, im Raucherraum, während die Vorband Touchy unten dudelte (was man 3 Sekunden begutachtet und sich dann zum Lungen- und Lebervorglühen zurückzog) … nicht wissend, dass die Basis von Touchy Gelbs Tochter und deren Mann sind, die denn auch während Giant Sand ein paarmal randurften.
Ein familiäres Stelldichein sozusagen, wäre da nicht der Drummer Tommy Larkins gewesen, der als einziger noch den typischen Gang-of-Weirdos-Charakter symbolisierte, der Giant Sand eigentlich immer ausmachte. Larkins ist auch einer der vielen vielen berühmten Weggefährten die Howe kürzer oder länger begleiteten. Neben Gelb zog er auch mal eine Zeitlang mit Jonathan Richman um die Häuser.
Was Howe für mich interessant macht, ist sein Charakter, auch seine Stimme, seine Coolness, die nicht mehr unprätentiös aber dennoch sympathisch ist. Greift er in die Gitarre klingt es immer leicht schräg (leicht bedeutet im Sinne von Kickin Ass: könnte mehr sein) aber trotzdem gut. Das fällt besonders bei dem einen Song auf, bei dem er erstmal alles von sich legt und so tut, als würde er sich jetzt zur Rente zurückziehen, scheinbar von der Bühne schlappt, seine Kinder spielen lässt und dann im zweiten Drittel des Song plötzlich wieder da steht, seine Klampfe umschnallt und mit einem knarzenden Solo einsteigt, als müsste er den Song retten … was er dann tatsächlich auch getan hat.
Er sprach sogar mehrmals von der Rente und davon, dass man nun doch mal den Kindern die Bühne überlassen sollte. Doch so wenig mich dieses Konzert in Reue versinken liess, diesem langweiligen Alt-Country-Indie-Rock nicht schon früher Gehör gegeben zu haben, so sehr wollte ich ihm zurufen: “Wenn du unbedingt den Kindern die Bühne überlassen möchtest … dann aber nicht denen, die grade draufstehen!”
Ich habe mich wirklich, auch hinterher noch, gefreut, ihn mal live gesehen zu haben, aber eigentlich war es ein eher beklagenswertes Ereignis, das traurig machte. Und das fanden auch meine Begleiter.

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