Komplikations, Pale Lips – Berlin, Urban Spree (150 Zuschauer)
Komplikations, die mit einem Fuss in Deutschland und zweien in Belgien stehen, sind immer noch die radikalsten mir bekannten Synth-Punks nach den Screamers. Und genau wie jene haben sie ein echtes Drumset, was sie deutlich gefährlicher werden lässt als alle, die dem elektronischen Beat frönen (dem ich zudem noch nie etwas abgewinnen konnte … ausgenommen vielleicht Big Black oder auch deren Epigonen wie Gewalt, aber das geht ja auch wieder in ne ganz andere Abwegigkeit und hat daher ganz besonderen Sinn, während die eigentlichen Elektriker mit dem elektrischen Beat eher gewöhnlich sind).
Sie sind herzerweichend aggressiv und ein wenig depri, aber weit entfernt von irgendwelchem pathetischen oder hängebackigem Gothic-Habitus. Hier zwinkert das Auge, die Selbstironie und der Holzhammerhumor des Punks sind allgegenwärtig und bewahren davor irgendwohin abzustürzen. Sie stehen, sie sind aufrecht, sie sind angepisst.
Dennoch hat’s mich an diesem Abend nicht so geplättet wie die ganzen vorigen Male. Muss an mir gelegen haben, denn auch die Pale Lips fand ich heuer nicht sehr mitreissend. Die Pale Lips sind eine kanadische All-Girl-Truppe, die mit mehr als nur nettem 70s-Bubblegum-Punk eigentlich überzeugt, denn der Trash-Faktor ist auf einem angenehm hohen Level, dennoch sind sie gut und stilvoll genug, um dem Charmanter-Dilettantismus-Etikett zu entgehen. Die kriegen das über die Bühne ohne schmalzig oder peinlich zu werden, aber man muss schon in der Stimmung sein, unschuldigen Spass annehmen zu können, was bei mir diesmal wohl nicht zutraf. Zu ähnlich waren mir Riffing und Tempo von Song zu Song. Nicht mein Tag, Leute, denn beide Bands sind Hammer! Heute ist der Autor das Manko.