Thurston Moore Group – Berlin, Festsaal Kreuzberg (ca. 500 Zuschauer)
Früher waren bei Sonic Youth ja wirklich nur Nerds im Publikum. Nur so Typen, die so aussahen wie die von der Band und völlig entkoppelt in einem Paralleluniversum zwischen Platten, Konzerten, Kneipendiskussionen, Gitarren und Proberaummuff auf einem Detailniveau vegetierten, das nur wenigen Auserwählten zu verfolgen möglich war.
Heute stehen nicht nur die mitgebrachten Damen im Publikum, die eigentlich lieber zu Ville Vallo gegangen wären, heute sind offensichtlich grundsätzlich mehr Menschen bereit, sich eine Stunde Feedbacks und Gitarrengewichse anzuhören, ohne die Augen zu verdrehen.
Kunststudentische Rock’n’Roll-Mädchen mit Brillen und Strickzeug in der Jutetasche stehen neben Bouncerochsen und deren Püppchen mit Stöckelschuhen und gebrochenen Nasen. Sonic Youth ist heute en vogue. Sehen und Gesehen werden, Sekt schlürfen, so tun als würde man die Aufführung interessant finden.
Und dazu sei erwähnt: Es gab keinen Song, keinen Gesang, nicht nur Krach, aber vorallem musikalische Abstraktion.
“I haven’t seen the guy, yet”, sagte der Mixer vorher. Scheint’s kam nur die Bassistin kurz rüber und meinte, sie würden etwa eine Stunde spielen. Kein Soundcheck. Thurston war bestimmt noch kulturell unterwegs. Das merkte man, als sie die Bühne betraten. Er musste sich schon erstmal ein zwei Minuten an die Umgebung gewöhnen, schnorrte ein Plektrum beim Compagniero James Sedwards, den “award-winning” Superguiterrorist von den englischen Experimentalisten Nought, ein kurzes Wörtchen an die My Bloody Valentine Bassistin Deb Googe und den immer bereiten Steve Shelley, ein wenig orientierungsuchendes haarewehendes Nachlinksnachrechts, zehn Sekunden Andacht, dann ging es los.
Und ich fands eigentlich ziemlich geil. Beide Gitarristen hatten 12saitige. Sie mussten zwar alle auf den Maestro schauen, der deutlich kopfnickend die Wechsel einleitete, aber wenn die freien Kurven gemeistert waren, hookten sie sich bombensicher in die Riffs. Es gab ruhigere, harmonischere Passagen, richtige Bombeneinschläge vom Bass, auch mal wiederholende Elemente und gegen Ende eine viertelstündige Feedbackorgie vom Feinsten. Wenig, was man mit Sonic Youth nicht schon hoch- und runterexerziert hätte, aber die einstündige Instrumentalkomposition mit eingebauten Impovisationsparts war das Besondere. Ich fands nett, das gesehen zu haben. Thurston wird älter, aber er bleibt ein Schelm und seine Haare wehen immer noch gleich ums Köpfchen wie in den 80ern.
hi ralf, ein fein geschriebenes Konzert review, wie immer! en vouge- der rest ist noise, hahaha! eigentlich bin ich aber auf der suche nach einer email ad. von dir, und wenn wir schon dabei sind auch die von daniel. hab da was am start und wollte euch damit beglücken, deswegen anfrage für mail ad.
entschuldige wenn ich mich via Kommentar melde, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.
gruss mischu