Fr. 15.09.2021 The Wrong Society und The Urges – Berlin, Bassy Cowboy Club (250 Zuschauer)
The Wrong Society, Deutschlands Songwriting-Juwel unter den Punkbands. Und wenn ich Punk sage, dann denke ich an die Zeit vor der Erfindung von digitalen Effektgeräten, eine Zeit, in der die Kids wütender und ihre Instrumente verzerrter und lauter wurden. Bekanntermassen fand diese Revolution Mitte der 60er Jahre vorallem in Garagen amerikanischer Vororte statt und die Triebfedern waren Aufbegehren gegen die spiessbürgerliche Langweiligkeit sowie auch einfach nur zurückgewiesene Highschool Liebe. Und schon sind wir mitten in der Welt der Wrong Society, die diese traurige Wut wie keine andere Band dieser Tage in wunderschöne Songs umzusetzen weiss.
Dazu ist ihr musikalisches Können auf dem perfekten Niveau. Sie können anständig spielen und genügend Drive entwickeln, sind aber schäbig genug, um den trittbrettfahrenden Hochglanzartisten ihre Gitarrenhälse in den Arsch zu schieben, die es als schick erklärt haben, “vintage” zu sein. Jede noch so profilierte Band hängt sich heutzutage das Schild “Garage” vor die Brust. Damit müssen wir leben, doch zum Glück lässt sich das Gute noch immer leicht vom Bösen trennen. Das hier sind nicht die Beautiful People, Leute, das hier ist die Wrong Society und sie IST was sie sagt! Und wer als nächstes das Wort “authentisch” in den Mund nimmt, kriegt von mir ein Gesicht zu sehen, das aussieht, wie das Cover der ersten Wrong Society 7″.
Und noch eins möchte ich erzählt haben, was die ganz besondere Qualität dieser Hamburger Jungs ausmacht, nämlich, dass sie ausgezeichnet gut singen können, was ihnen dieses Kompositionsspektrum überhaupt erst ermöglicht.
Warum die neue Single noch nicht erschienen ist, habe ich jetzt vergessen, aber immerhin haben sie uns die Songs dazu vorgetragen. Und zwar in ihrer völlig eigenen überaus charmanten und unverstellten Anti-Rock-Star Haltung. Kann ich nicht genug von schwärmen.
Danach konnten uns die irischen Urges gar nicht mehr vom Hocker reissen. Das war als hätte man sich zuerst durch die Knochen gefressen und bekäme dann das weiche Fleisch vorgesetzt. Klar, die Urges sind international und bekannt und natürlich auch gut, aber den Spannungsbogen konnten sie nicht mehr anheben. Wie liessen das Fleisch, die Knochen waren ganz nach unserem Geschmack gewesen, und traten den Heimweg etwas früher an.
Sa. 16.09.2017 – Tag 2 mit The Roaring 420s und The Stangs – Berlin, Bassy Cowboy Club (300 Zuschauer)
Ich hatte die Roaring 420s aus Dresden schonmal auf dem Garageville gesehen aber reichlich anders in Erinnerung, definitiv mit einer anderen Besetzung. Hier standen sie zu dritt und ich meine, dass die damals bestimmt mindestens fünf waren. Dementsprechend war der Sound ziemlich abgespeckt. Bass und Drums legten einen soliden aber recht sparsamen Grund für den Sänger und Gitarristen, der sich nach allen Regeln der Kunst austobte. Ich schätze, die referenzieren die späten 60er, das ist nicht sehr wild, definitv kein Punk, aber auch kein Soul, fast schon Easy Listening und etwas Indie-Touch haben sie auch noch mit dabei.
Prinzipiell haben sie mir gut gefallen ausser, dass mir die Kompositionen manchmal wohin, wo ich nicht mehr verstehe, was sie da wollen. Dann wird es langweilig und wenn man fünf sechs Songs hört, die super losgehen und dann irgendwann irren sie rum, verlieren die Spannung, dann … Zudem schien es manchmal auch etwas schwummrig und unpräzise. Weiss nicht, ob das nur am etwas lauen Punch der Drummerin lag. Sie spielt gut, aber die Snare war kaum wahrzunehmen, weil sie sie höchstens streichelte.
Irgendwann wechselte der Gitarrist an die Orgel und zeigte auch dort, was er drauf hat. Auch alles super, aber besser wäre natürlich gewesen, ein Mensch an jedem der Instrumente. Das hätte ein abwechslungsreicheres Klangbild gegeben. Naja, ganz toll aber zu weich und zu hippie für mich, vorallem auf Dauer. Auch wenn der Sänger mir tatsächlich ziemlich angepisst vor kommt. Aber ich glaube, er ist zu schüchtern, um das auf der Bühne auszuleben. Spricht ja für ihn. Ich mag schüchterne Menschen.
Auch the Stangs aus Den Haag waren definitiv keine Punks. Auch eher mit Spätsechziger- aber mit rockig-poppigeren Referenzen, auch n bisschen Psych, aber nicht ganz so hippie, näher am Beat. Definitiv haben sie super Kompositionen, eine extrem gute Abstimmung, einen super Sänger. Geile Band, aber auf dem Lukas landen sie in der Region Schäfchen, hehehe.