The Diamond Family Archive, Lianne Hall, Fee Reega – Berlin, Loophole (20 Zuschauer)
Das Diamond Family Archive ist aus The South Hams in Devon, England und ich würde sie als elektro-akustisch-experminentelles Psych-Folk-Duo beschreiben. Einer spielt vorwiegend Gitarre und singt, der andere vorwiegend Drums, doch meist fummeln sie noch an zahllosen Effektgeräten und zwei drei Keyboards rum, spielen, singen, hacken und schleifen Loops in die Gegend rein, so dass die Basis der erstmal eher traditionellen Songs durch viel sphärisches Gewaber angereichert wird.
Das Gute daran: Sie bewegen sich strikt im nichtcomputerisierten Bereich. Keine Laptops, keine vorproduzieten Songs vom File, die dann nur überspielt werden!
Das Schlechte daran: Ich fand es immer schon reichlich unspannend, Musikern beim Knöpfedrehen zuzusehen. Wenn zu viel Technik im Spiel ist, bekommt das schnell den Charm von Telefonvermittlung. Als ich 14 war und wir im abgedunkelten Kinderzimmer Tangerine Dream und Klaus Schulze hörten, hatten wir andere Bilder vor Augen, als Typen, die aussehen wie Rick Wakeman und an Schaltpulten rumstöpseln.
Bei denen hier würde ich sagen, nah dran, fast gekippt, aber noch die Kurve gekriegt. Die musikalischen Qualitäten des Gitarristen Laurence sind ausserordentlich, auch sein Gesang. Leider beschränkt er sich ab und an auf nur ein zwei Sätze und Melodien, die dann auf alle Arten geloopt und wiederholt werden. Wegen mir hätten sie sich und ihr ganzes Beiwerk mehr in den Dienst des Songs stellen können. Ausserdem fehlten mir jegliche Ausbrüche.
Dennoch: Hatte sich gelohnt hier aufzulaufen, was wir ja nur unserer lieben Fee wegen getan haben, die gerade auf der Durchreise war und sich für ein kurzes Gastspiel dazu buchte. Die vier Songs, die sie vorneweg gab, wirkten daher auch etwas durchgehetzt, da sie Angst hatte, zuviel Zeit in Anspruch zu nehmen, was angesichts der Tatsache, dass sich das Publikum alleine wegen ihrer Anwesenheit verdoppelte, nur bedingt angebracht war. Spricht aber für sie, dass sie der Dankbarkeit ihre Ruhe opferte.
Dazwischen die ebenfalls britische Sängerin Lianne Hall, die aber mittlerweile in Berlin residiert. Sie spielt meist sehr klar strukturierte Muster auf der Gitarre, teils mit etwas Loopbackground und singt im Stile der nicht enden wollenden Kieksergeneration … so leid es mir tut, denn ihre Schüchternheit ist mir ja ausgesprochen sympathisch, auch, dass sie in den 90ern mit der Punkband Witchknot zu John Peels Gunst fand … aber dieses Female Alternative Singer-Songwriter-Gejauchze muss dringend gestoppt werden.
Aber: Ein Abend der sehr viel mehr Leute verdient gehabt hätte!!!