Komplikations, Muscle Barbie, Scum Babies – Berlin, Kastanienkeller (80 Zuschauer)
Komplikations, das deutsch-belgische Maschinenpunk-Trio, ist momentan einzigartig auf dem Underground-Sektor. Ihre kantigen Sägezahnwellen-3-Minüter vereinen das Eckige eines Gary Newman, die Wut, die Punk aus dem Arbeitermilieu des britischen Thatcher-Regimes hervorbrachte und das beklemmende Gefühl Fritz Langs Metropolis.
Die beiden Synthesizer stammen aus einer Ära vor dem Sequenzer, so dass der gute Mann das nachwievor alles von Hand spielt und aufgrund fehlender dritter oder vierter Hände auch mal nen Regler mit den Zähnen nachzieht. Kein Mensch macht das heute mehr und alleine das schon hebt die Komplikations von der gewöhnlichen Elektrofront ab. Denn hier gibt es keine Gitarre und keinen Bass. Nur noch ein (echtes) Schlagzeug und einen Sänger. Dass dies hier mitten unter hartgesottensten Punks stattfindet, ist korrekt, denn hier gehört es hin. Nicht in die Disco, nicht in den Elektro-Underground oder sonstwohin. Komplikations ist Punk und, dass sich der Name von einem Songtitel der Monks ableitet, ist für mich ein Selbstverständnis mit dem ich hoffentlich nicht daneben liege. Shit. Ich kaufe mir selten Platten auf Konzerten, aber hier bedauere ich es, nicht zugeschlagen zu haben. Und glaubt mir … bei mir zu Hause läuft wenig Elektro. SEHR wenig!
Davor Muscle Barbie aus Berlin/Wien. Das dritte mir jetzt bekannte Projekt aus dem Umfeld von Needle Exchange. Wieder ziemlich wüst und punkig, viel Noise und Feedback, vorallem zwischen den Songs lassen sie auch die Bassfeedbacks stehen. Das ist schon gehörig zermalmend, wow! Jede dieser Bands setzt eigene Impulse aber alle leben sie denselben Geist und der ist degenerativ und will kaputt machen. Die Energie ist sehr gut aber man muss es aushalten können.
Scum Babies ist Punk aus Berlin mit amerikanischer Prägung. Aber keine Sorge. Green Day verstehe ich nicht als Punk. Die Einflüsse kommen eher von der wütenden Szene Anfang/Mitte der 80er. Also absolut in Ordnung.