The Gories, Häxxan – Berlin, Bi Nuu (ca. 400 Zuschauer)
Es gab eine Zeit, da ich die Frage nach meiner Lieblingsband aus der Hüfte schiessen konnte. Es waren drei, aber eine davon waren die Gories. Als ich sie Ende der 80er, Anfang der 90er das erste Mal hörte, interessierte mich am meisten der Aspekt, dass sie keinen Bass hatten. Seit Pussy Galore war das für mich eigentlich die grossartigste Idee, den Sound einer traditionellen Rockband zu verändern.
Bei den Gories waren es dann vor allem die nicht unerheblich verstimmten Gitarren und der pumpende, primitive aber extrem vibrierende Beat, ohne jemals ein Becken zu benutzen, die weiter dazu beitrugen, ein neues Klangbild zu schaffen, das als Vehikel für die tief im Blues und Soul verwurzelten Kompositionen diente, die mit einer Ruppigkeit vorgetragen wurden, die einem das Herz erblühen liess, angesichts des immer glatter werdenden Punks.
Dass die Gories damit bis heute extrem einflussreich sind, sieht man auch daran, dass sie, fast 25 nach ihrer eigentlichen Auflösung, mehr Publikum haben denn je zuvor, die Hälfte davon zur Lebzeit der Band noch nicht mal geboren. Auch das ist noch mal anders als bei ihrer ersten Reunion-Tour 2009 und der darauf folgenden Euro-Tour 2015, die beide eigentlich nur das einschlägige Garage-Publikum hatten (zumindest bei den Auftritten, die ich gesehen habe).
Nun haben die Dinge ja immer ihre Zeit zu der sie brennen, die Zeit zu der sie blühen, Zeiten zu denen sie ruhen und irgendwann auch mal Zeiten, zu denen man die Aufmerksamkeit dann auf Neues richtet. Nachdem ich die Gories zwei mal seit ihrer Reunion gesehen habe, ein Grossteil der Bands gesehen habe, die vorallem Collins und Kroha hinterher verfolgten, hatte ich diesesmal das Gefühl, mich nicht mehr dafür in einen ausverkauften Laden quetschen zu müssen, wo man taktieren muss, um einen guten Platz mit Blick auf die Band zu bekommen, kein Bier mehr bekommt oder den Platz verlassen muss, wenn man weitertrinken möchte.
Dazu war dies für mich nun einfach am heutigen Tag nicht mehr aufregend und auch nicht mehr gut genug. In Stuttgart 2015 fand ich sie besser. Sie werden immer in meinem Herzen bleiben, aber noch mal schaue ich sie mir nicht an, ausser sie machen neues Material.
Häxxan davor, eine israelische Band, die in Berlin wohnt, fand ich uninteressant.