Ryan Adams – Berlin, Tempodrom (ca. 4000 Zuschauer)
Schwierige Kiste für mich, aber die Gelegenheit musste genutzt werden um da jetzt einfach mal den Haken dranzumachen. Am Ende bin ich auch froh, dass ich da war und fand es ziemlich toll, auch wenn mir eine der zwei Stunden gereicht hätten. Ich bin ein Fan von Ryan Adams, allerdings eher die Person als die Musik. Klar, er ist ein sehr kreativer Künstler, guter Songwriter, super Sänger, aber mir ist seine Musik zu seicht. Punkt. Ich habe etwa zwei Platten, seine beiden ersten Solo-LPs oder so und ich habe zwei Lieder auf dem Konzert erkannt, obwohl er offensichtlich noch mehr als diese beiden Songs von den Alben gespielt hat, die ich besitze … und das gibt ein ungefähres Bild von dem wieder, wie oft ich das zuhause auflege.
Aber der Typ ist einfach cool, seine Wurzeln liegen im Punk und nachwievor ist er ein schräger Vogel, ein unberechenbarer Kopf, der das Konzert am Vortag in München bspw. fast abgebrochen hätte, weil ein paar Leute Fotos mit Blitz geschossen haben. Seine Haltung ist schnoddrig und ich denke immer, der könnte mit uns in der Kneipe rumhängen. Er bringt immer wieder spezielle Platten heraus, auf seinem eigenen Label Paxam Records (seit er genug vom Werk der Business-Schweine hat, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur zu zerstören, für die wir mit unserem Leben einstehen) wie zuletzt eine Singles-Box, in kleinen Auflagen, für die besonders interessierten Fans und der Rest kann sich dann eine der CDs besorgen, die bis zu eine Million mal verkauft wurden.
Ein Spagat zwischen Mainstream und Underground, der den Ryanschen Kosmos kennzeichnet und der gefälligen, teils ganz schön schmalzigen … ääh, gefühlvollen Musik, geschaffen von einer dem Punk verbundenen Gestalt, geschuldet ist.
Das spiegelte sich auch in dem Konzert wider. Das ist schon eine ganz schön langweilige und biedere, konzentrierte Vorstellung sehr guter Musiker für ein Massenpublikum. Die Gitarren schweben kilometerweit im Chorusgewaber, was – wenn Ihr mich fragt – noch Jahrzehnte Dauern darf, bis das wieder cool wird. Das Tempo ist fast ausschliesslich geradezu ätzend verschleppt. Das kann man schon mal machen aber nach sieben Songs im selben lahmen Tempo wirst Du irgendwann trandösig. Ausbrüche sind selten, die Steigerungen minimal und werden dennoch jubelnd begrüsst. Irgendwer hat mir mal erzählt, dass auf Technoparties manchmal erst nach Ewigkeiten minimale Änderungen eingestreut werden, die dann aber dazu führen, dass die Leute richtig ausrasten, hahaha. So ist das, wenn Ryan Adams mal vom ersten in den zweiten Gang schält. Oder sagen wir so: Er fährt an, geht sofort auf Speed Control auf 50 mph und wenn er dann mal selbst wieder aufnimmt und auf 60 geht, dann waren die Leute schon so am dösen und sabbern, dass sie kurze Aufrüttlung zu Begeisterungsausbrüchen führt. Auch ne Taktik.
Hab ich jetzt eigentlich auch was Gutes drüber gesagt? Mir hats ja gefallen. Ich mag den Typen einfach. Auf der Bühne ist die Band völlig frei von Attitüden, auch wenn eine gewisse Schüchternheit dem Publikum gegenüber nicht wegzuleugnen ist. Er ist kein Entertainer. Sagt solche Dinge wie: “Ich arbeite. Ich kann während der Arbeit nicht reden.” Kaum vorstellbar, dass er mal sehr exzessiv gewesen sein soll, auch mal von der Bühne gefallen ist und sich das Handgelenk brach. Meine zerissene Meinung über Adams bleibt.