Strange Encounters, The Act – Berlin, Txxxr (50 Zuschauer)
60s-beeinflusster Beat, Pop und Rock mit zwei Berliner Bands, auf die ich sehr gespannt war. Ich bin ja üblicherweise eher den punkigeren Sachen verbunden (wobei Punk für mich als Überbegriff für die Idee des Subversiven steht und in jeder Stilrichtung beheimatet sein kann), dennoch ein grosser Liebhaber der Hippiemusik, sodenn sie nicht allzu happy und glatt ist. Byrds, CSNY und Co. stehen aber weit oben auf meiner Playlist, so dass mir diese Veranstaltung nach der Enttäuschung des Vortages einen Abend ohne angestrengte Hipsterpseudocoolness, in entspanntem Ambiente mit schöner Musik versprach.
Das ist es dann auch geworden. Die Strange Encounters scheinen die 60er mit der Muttermilch bekommen zu haben. Dabei decken sie den Ami-Psychedelic-Folk genauso ab wie die britischen Modletten, ohne allerdings deren wilden Ungezügeltheit. Ich würde sagen … Folk, gewürzt mit etwas Psychedelic, gerne auch immer mal wieder mit der Akkustigitarre. Dafür aber auch mal ne rockige Small Faces Covernummer (Afterglow Of Your Love) dazwischen, die mir übrigens besser gefiel als das Original (so sehr ich SF auch mag und ich kenne einige Leute, die mich ab sofort killen wollen, aber Marriott war in Gestus und Gesang einfach immer “eins drüber” … if you know what I mean. So, jetzt ist es raus und ich kann wieder befreit auf die Strasse.
Zurück zu den Strange Encounters: Zuallererst ist natürlich der phantastische zweistimmige Gesang hervorzuheben, der die Kompositionen massgeblich prägt, die sich eines aussergewöhnlich reichen Harmoniespektrums bedienen, das die beiden Gitarren und vorallem auch den Bass explizit einbezieht, was ja wirklich nicht viele Bands machen. Zudem sind sie auch was fürs Auge und zwar alle vier. Für mich der heimliche Star ganz klar der Drummer. Nicht nur, dass er durch sein emotionales Spiel einen ausgezeichneten Beitrag zum Gelingen der Songs beiträgt, ist er auch der Klassenpunk der Truppe und seine wilde Theatralik scheint eher von Temperament und Begeisterung angezündet und ist daher tausendmal angenehmer als das selbstverliebte angeberische Gebahren des Drummers vom Vortag.
Damit ist er seinen Kollegen an der Gitarre auch noch etwas voraus, denn diese sind doch sehr verhalten und vorwiegend den Harmonien gewogen. Ausbrüche gibt es leider keine und wer Kickin Ass ein wenig verfolgt, weiss wie sehr ich sie liebe.
Die hatten wir dafür bei The Act, deren Stärke, so widersprüchlich es auch klingen mag, das Unvermögen der Gitarristen ist. Für mich ist es immer wieder einen Augenweide, wenn ich einen Gitarristen sehe, der ganz viel mit nur einem Finger spielt. Auch die Gesänge entarten gerne mal in pures Geschrei. Sehr kantig, eigenwillig und am Rande der Kontrolle, nur durch die gute Arbeit von Drums und Bass im Zaum gehalten. Besonders gefallen hat mir auch die völlig unverstellte, sympathische Begeisterung der Akteure. Die wissen auch wo sie stehen und das kann man ja wirklich nicht von jedem Menschen behaupten, der sich auf einen Bühne stellt. Ich mag The Act.