Louise Distras, Thomas Allan Band – Köln, Sonic Ballroom (ca. 50 Zuschauer)
Als ich rein kam war es schon mucksmäuschenstill. Thomas Allan stand mit seinen beiden Mitstreitern vor der Bühne, sang eine Ballade und die Fans waren schon mitten in den Klauen der Ergriffenheit.
Ist ja nichts Schlechtes, hehe. Ich fand den Jungen eigentlich auch extrem gut. Die Riffs haben was punkiges, sind stimmig. Die Songs melodiös, emotional, nicht zu kitschig – oder hatte er mich auch schon verhext? Seine Stimme ist herausragend. Er ist sympathisch. Engländer, dem Akzent nach. Seine Gitarre mit nem Dreh ins Bluesige, manchmal recht minimal, man fragt sich, ob ne zweite Klampfe fehlt, aber ich denke, es ist gut so. Man kann auch mal runterfahren. Die Thomas Allen Band fährt viel runter, zieht dann aber wieder an, gerade rechtzeitig, bevor ich die Augen verdrehe und … ja, ich war ziemlich angetan. Dann spricht er plötzlich akzentfreies Deutsch. Häh? Doch Deutscher, Mehrsprachler? Oder stimmt hier irgendwas nicht? Er ist jung. Vielleicht verstehe ich wieder mal die jugendliche Welt nicht. Ich müsste das noch mal sehen, bräuchte mehr Eindrücke.
Louise Distras ist eine echte Engländerin und ne Art Punk-Singer-Songwriter. Sie war mit voller Band unterwegs, alles Frauen und die hatten ihren Kram im Griff, zur Hölle! Das waren alles Top-Quality Musikerinnen und Louise hat eine grossartige Stimme. Die Kompositionen sind gerade noch Punk genug, um nicht vom Sockel getreten zu werden, aber doch seeeeeeehr grade geschnitten, gerade aber nicht platt, ausgefeilt genug, um auch gewissen Ansprüchen zu genügen..
Sie singt von United Kids, Revolution, No Democracy und so. Von Liebe und so. Punk halt. Einfache Botschaften, die aber von Herzen kommen. Das ist völlig in Ordnung, macht Spass und ist beeindruckend perfekt. Man konnte fast über den Mitklatsch- und Mitsingscheiss und die fünfte Beteuerung hinwegsehen, wie toll doch dieses Publikum wieder sei … im Sonic Ballroom … an einem Mittwoch. Fast!
Magnus, mein geschätzter Begleiter, meinte am Ende: “Die könnten auch knüppelharten Punk spielen!” Das könnten sie … auf ALLE Fälle könnten sie das. Und zwei Herren sehen sich in die Augen und sagen: “Und dann wäre es RICHTIG gut gewesen.” Wäre!
Louise Distras und Thomas Allan sind Mainstream, aber die gute Art von Mainstream. Achja, und Bela B soll es auch gut gefallen haben. Keine Ahnung, uns ist er nicht aufgefallen und das spricht ja für ihn.