Fall, the – Sa. 12.03.2016 – Berlin, White Trash Fast Food

2016 Live

The Fall Berlin, White Trash Fast Food (ca. 500 Zuschauer)
Kurzfristiges Überraschungskonzert der Unverwüstbaren um Mark E. Smith. Im Gegensatz zum Auftritt in Köln vor zwei Jahren, war die Spannung in der Band deutlich weniger greifbar, fast schon gelöst. Smith war in recht guter Stimmung und richtete wenig Unfug mit dem Mobiliar seiner Angestellten an. Er kickte sogar nicht ein einziges Mal das Bassdrum-Mikro raus.
Dennoch war es wieder eine Augenweide und viel Spass ihm zuzusehen. Die Songs der neuen Mini-LP, die hier vorgestellt wurden, scheinen mir allerdings, ähnlich wie zuletzt bei The Remainderer eher Mittelmass im Fall-Kosmos zu sein.
In Köln war ich zutiefst erschrocken und fasziniert von der psychischen Gewalt mit der Smith regiert, heuer war er geradezu charmant, was in Summe mit der etwas öden Setlist, einen guten aber bei weitem nicht so sensationellen Auftritt wie in Köln ergab. Möglicherweise sind es dann auch die überzogenen Erwartungen oder ein Wochenende, das schon viel Qualität zu bieten hatte und da müssen dann vielleicht auch mal sogar The Fall Höchstleitung bieten, um für durchgehende Begeisterung zu sorgen.
Liest man das Fall-Insider-Forum, tägliche Lektüre für jeden der Verfallenen, waren alle ja super begeistert, Smith wurde sogar ein crowd-pleasing Modus zugeschrieben, den man vorher ja noch nie so gesehen hätte, hahaha. Ich denke, alles was Smith auf der Bühne tut, macht er auch, um seinem Publikum was zu bieten. Wenn er also mit seinen Mikros hantiert, sie hinwirft, immer wieder ein anderes nimmt (für den Soundtechniker ein Horror, haha), die Mikros vor die Amps hält, um mit den Feedbacks zu kokettieren, wenn er dem Gitarristen den Amp abdreht und seiner Ehefrau in die Tasten greift, um ein ganz spontanes Solo hinzulegen, während er gelangweilt in die entgegengesetzte Richtung sieht … wenn er einfach alles tut, um The Fall an einem reibungslosen Auftritt zu hindern, ist das dann crowd-pleasing? Also aus meiner Sicht wäre es das, aber ich schätze, dass das anders gemeint war und genau so fand ich den Auftritt eben auch: Crowd-pleasing im wahrsten Sinne, gääääähn.
Ich bliebe dabei: The Fall können besser. Smith sagt selbst, wenn die Band zu gut wird, muss er sie herausfordern, um sie zu neuen Höhen anzutreiben und dazu benutzt er seine eigenen Mittel und dann kann es auch mal im Chaos enden, doch das IST die Herausforderung. Und unter diesen Gesichtspunkten war der Auftritt im White Trash nur mittel.
Dennoch: The Fall haben das Wort Underground schlichtweg definiert und leben das seit mittlerweile 40 Jahren konsequent vor. Für diese Band werde ich noch auf dem Sterbebett glühende Fürreden schwingen.

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